Ba (griechisch: Bai) gehört zum Kreis der Ägypten-Götter und wird gerne mit Psyche oder Seele übersetzt. Diese Übersetzung ist problematisch und missverständlich, wenn nicht gar verwirrend. Denn die alten Ägypter verstanden unter der „Seele“ etwas völlig anderes, als wir.¹

Bildliche Darstellungen des Ba

Der Ba wird als Vogel dargestellt, oft mit dem Kopf eines Menschen. Häufig wird ihm ein Götterbart gegeben, um auf seinen göttlichen Charakter anzuspielen. In Anlehnung an den ägyptischen Vorstellungen gab man dem Ba oft ein Öllämpchen. Denn das Licht der Sterne sind die tausend Seelen der Himmelsgöttin.

Bei dem Vogel handelt es sich um eine Storchenart, die göttliche Kräfte symbolisierte. Warum man diesen Vogel wählte, ist noch nicht geklärt. Manchmal wird Ba auch in der Gestalt eines Falken dargestellt. Hier wird Bezug auf Horus genommen, der die Verwandlung des Toten symbolisieren soll. In wieder anderen Fällen ist Ba eine Gans, welche als großer Schnatterer verehrt wird, ein Kranich, der den Himmel küsst, oder eine Heuschrecke, die es mit einem Riesensprung in den Himmel schafft. Es scheint so, dass die Wahl des Tieres davon abhing, wo der Tote lebte. Denn es wurden jene Tiere gewählt, die dort als heilig galten und die Fähigkeit haben, in den Himmel zu gelangen.²

Ba als göttliche Eigenschaft

Ein Gott oder auch ein Mensch in hoher Stellung (König, Pharao) kann mehrere Bas haben. So hatte Re z. B. 7 Bas und 14 Kas. Bestimmte Eigenschaften werden also als Ba bezeichnet und dem Kreis der Ägypten-Götter zugeordnet. So taucht der Begriff „Ba“ in vielen Beschreibungen über das Wesen eines Gottes oder Herrschers auf. Um einige Beispiele zu nennen:  

• Der Phönix, bzw. Benu wird zum Ba (bzw. der Seele) des Re, später zum Ba des Osiris.
• Der Apis wird zum Ba des Osiris.
• Die Seele des Re wird zum Ba des ganzen Landes.

Ein Sargtext lautet folgendermaßen:
„… Re­-Atum, mein Vater, der mich geboren hat.
Er gab mir seine Ba­-Seele, er gab mir seine Achu­-Kraft.„³

Man kann also davon ausgehen, dass eine Bedeutung des Ba darin besteht, bestimmte göttliche Eigenschaften, die den Charakter eines Gottes (oder Pharao) ausmachen, auszudrücken. Dabei handelt es sich um jene Eigenschaften, die ein ewiges Leben rechtfertigen.  

Ba – Leben nach dem Tode

Neben der ersten Bedeutung des Ba, der göttlichen Eigenschaften, gibt es eine zweite Bedeutung. Der Ba ist zu Lebzeiten des Menschen in seinem Körper eingeschlossen. Für einen normalen Menschen wird der Ba erst nach seinem Tod besonders wichtig und wirksam. Der Verstorbene will in der Vogelgestalt des Ba zu den Sternen fliegen. Denn die Sterne sind die Seelen der Götter und der Toten, die sich vor dem Totengericht rechtfertigen konnten.

Der Ba hat sich im ägyptischen Totenglauben zu einer eigenständigen Gestalt entwickelt. Er lebt nach dem Tode weiter und wird gerne dem Toten selbst gegenübergestellt, quasi als eigenständiges Wesen.

Der Leichnam ist an seinem Ort der Ruhe gebunden. Auch ihm wird in den Texten ewige Kraft zugestanden, wenn sich der Tote vor dem Totengericht erfolgreich rechtfertigen konnte. Der Ba soll sich vom Leichnam bzw. dem Körper lösen. Im Gegensatz zum Leichnam ist der Ba aber beweglich und kann in verschiedenen Erscheinungsformen seinen Ort selbst bestimmen.

Dennoch soll der Ba immer wieder zum Leichnam zurückkehren und sich mit diesem vereinigen, da dies zu einer Form der Wiederbelebung des Leichnams führt. Ba sorgt für den eigenen Leichnam und gedenkt ihm. Solange der Ba für den Leichnam sorgt, hat auch er ewige Kräfte.

Um den Ba zum Leichnam zu locken, stellt man ihm Trinkwasser bereit. Der Ba ist von Natur aus nicht unsterblich oder unverletzlich. Er kann eingefangen, eingesperrt oder sogar vernichtet werden.⁴

Es gibt im ägyptischen Totenbuch viele Sprüche, die dem Ba ermöglichen sollen, die unterschiedlichsten Formen einer Gestalt anzunehmen. Man wünschte sich sein Ba an Orten, an denen man sich auch zu irdischen Lebenszeiten gerne aufhielt. Der Ba soll an den Orten verweilen, die er liebt.

Es gibt eine ganz besonders interessante und empfehlenswerte altägyptische Erzählung, wo man einiges über den Ba erfährt. In der Geschichte geht es um das Gespräch eines Lebensmüden mit seinem Ba. Es handelt sich um ein Streitgespräch, denn der Lebensmüde möchte aus dem Leben scheiden, sein Ba aber nicht.

Ägypten-Götter: Ba, Ka und Ach

Der Vorteil des Ba ist seine große Beweglichkeit. Deshalb wählten die Alten Ägypter meist eine Vogelgestalt in Anlehnung an den Seelenvogel. Dennoch soll sich der Ba regelmäßig mit dem Leichnam vereinigen, um diesen zu beleben.

Der Ba wird zusammen mit dem Ka und Ach als die Seele bzw. als verschiedene Seelenanteile des Ägypters verstanden. Dennoch gehört der Ba und auch die anderen beiden zum Kreis der Ägypten-Götter. Alle drei scheinen jeweils eigenständige Wesen zu sein.

Als Seelenanteil bekam der Ba erst etwas später eine allgemeine Bedeutung. Zuvor hatten nur Könige ein oder mehrere Bas. Der Begriff des Ka ist älter. Der Ka verlässt den Körper des Menschen nach dessen Tod, bleibt jedoch in der Nähe des Leichnams. Seine Hauptaufgabe scheint darin zu bestehen, den Leichnam zu schützen und die Existenzform des Toten seinem sozialen Rang entsprechend zu gestalten. Der Ach hingegen wird erst nach dem Tod durch Bemühungen des Toten erlangt. Im besten Falle wird der Tote zu einem reinen Ach (Geistseele, Ahnenseele).

Quellen und Einzelnachweise

¹ Vgl. Bonnet, Hans (2000), „Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte“, 3. unveränderte Auflage, Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG Hamburg, Seite 74 (Ba).
² Vgl. Wikipedia (zuletzt aktualisiert: 2019, 18. Dezember) „Ba (ägyptische Mythologie)“ (Stand: 04.09.2021).
³ Der Weg ins Leben von Erika Feucht, Seite 34 (Originalveröffentlichung in: Véronique Dasen (Hrsg.), Naissance et petite enfance dans l’Antiquité, Actes du colloque de Fribourg, 28. Novembre – 1er décembre 2001 (Orbis biblicus et orientalis 203), Fribourg/Göttingen 2004, S. 33-53).
⁴ Vgl. Wikipedia (zuletzt aktualisiert: 2019, 18. Dezember) „Ba (ägyptische Mythologie)“ (Stand: 04.09.2021).

Bonnet, Hans (2000), „Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte“, 3. unveränderte Auflage, Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG Hamburg, Seite 74 bis 77 (Ba).

• * Illustration von Harald Schmidt. Der Verstorbene als Vogel über seinem Körper (nach dem Papyrus von Ani – Das Ägyptische Totenbuch, Britisches Museum).
• Illustration: Ba der Seelenvogel, Pixabay.
• Ba-Vogel aus dem Totengericht, Pixabay.