Das alte Ägypten

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Kosmische Götter im Alten Ägypten

Während die Ortsgötter im Alten Ägypten eher lokal gebunden sind, umspannen kosmische Götter die ganze Welt. Ihr Wirken ist daher nicht primär auf Menschen gerichtet, schon gar nicht auf Einzelschicksale. Sie sind vielmehr am Weltbau und Weltlauf ganz wesentlich beteiligt.

Kosmische Kräfte im Alten Ägypten

Die kosmischen Kräfte (Götter) verkörperten im Alten Ägypten die großen Naturerscheinungen, z. B.:

  • die Gestirne,
  • die Erde,
  • den Himmel,
  • den Nil und Überschwemmungen,
  • den Uranfang, kurz bevor die Schöpfung einsetzte,
  • die schöpferischen Kräfte, die die Welt erschufen.

Beispiele für kosmische Götter sind Atum, der Allgott Ptah, oder die Himmelsgöttin Nut. Man errichtete ihnen hie und da eine Stätte der Anbetung (z. B. für Geb, die Erde). Einen eigentlichen Kult genossen sie jedoch nicht und hatten auch kein Kultobjekt. Sie wurden meist in menschlicher Gestalt dargestellt.

Kosmische Götter des früheren Ägyptens waren hauptsächlich Gestalten des Mythos, konnten aber auch ab und an in das menschliche Leben eingreifen. Sie befriedigten den Drang nach einer Erklärung der Welt und wie sie entstand (z. B. in Schöpfungsmythen). Doch sie berührten nicht das Innerste eines Menschen, z. B. sein Schicksal.

Kosmische Götter: Nuit, die Himmelskuh
Die Himmelgöttin Nut ist eine kosmische Göttin, dargestellt als Himmelskuh mit der Sonnenscheibe im Gehörn.

Kosmische Götter versus christliche Götter

Im Alten Ägypten wurde der Begriff des Gottes anderes verwendet als heute. Um die kosmischen Götter besser zu verstehen, sollten wir uns einige wichtige Unterschiede zu unserem oft christlichen Verständnis von Gott klarmachen.

Im Unterschied zum Alten Ägypten, wo die Menschen an mehrere Götter glaubten (Polytheismus), laufen die Vorstellungen des christlichen Gottes auf einen Monotheismus hinaus. Damit ist der Glaube an einen einzigen Gott gemeint. Das bedeutet:

Der christliche Gott steht außerhalb dieser Welt. Er wirkt auf diese Welt zwar ein (z. B. durch die Sintflut), doch er ist für die Menschen nicht direkt erreichbar. Gott hat diese Welt alleine erschaffen. Er sieht von außen zu, was wir Menschen so treiben. Der Mensch ist von seinem Schalten und Walten abhängig, in Form von Gnade oder Schicksal. Anders im Alten Ägypten.

Die Ägypter waren Kosmotheisten. Sie hatten eine Religion der „Weltbeheimatung und Weltinganghaltung“, um mit Jan Assmann zu sprechen. Sie fühlten sich für den Fortgang der Schöpfung selbst verantwortlich.

Amun entwickelte sich zu einem kosmischen Gott.
Amun war ursprünglich ein Ortsgott und entwickelte sich zu einer kosmischen Kraft, die mit dem Sonnengott Re zu Amun-Re verschmolz.

Unterschied zwischen Monotheismus und Kosmotheismus

In der christlichen Mythologie aßen die Menschen im Paradies vom Baum der Erkenntnis. Ein Biss in einen ganz besonderen Apfel mit weitreichenden Folgen. Da sie vom Baum der Erkenntnis gegessen hatten, warf Gott sie aus dem Paradies hinaus. Sie wurden entlassen, ausgestattet mit der göttlichen Erkenntnisfähigkeit, aber sterblich. Erkenntnis meint hier im christlichen Sinn: das Wissen über Gut und Böse, also moralisches Wissen.

Im Alten Ägypten wurde eine ähnliche Geschichte erzählt. Deren Folge war ebenfalls, dass die Menschen zwar die göttliche Fähigkeit der Erkenntnis besaßen, aber sterblich blieben. Die Form der Erkenntnis war aber eine ganz andere:

Sie wussten nicht nur Gut von Böse zu unterscheiden, sondern auch

  • wie der Kosmos funktionierte,
  • wie man die Welt erschuf und
  • was sie am Leben hielt.

Im Alten Ägypten waren die Menschen den Gottheiten in diesem Wissen gleich und konnten ihnen somit auch gefährlich werden. Ein Gott unterschied sich vom Menschen dadurch, dass er mehr von derselben Fähigkeit besaß. So hatte z. B. eine Gottheit mehrere Kas (Seelen) im Gegensatz zum Menschen, der nur ein Ka besaß. Götter waren aber, genauso wie Menschen, anfällig für Gewalt und Willkür.

Säulen - Karnak Tempel
Säulenhalle im Karnak Tempel. Tempel waren wichtig, um die kosmische Ordnung durch das Zelebrieren der Rituale aufrechtzuerhalten.

Merkmale des kosmotheistischen Wissens

Im Alten Ägypten hatte das kosmotheistische Wissen vier Merkmale:

  • Es ist erstens auf die Welt und den Kosmos bezogen. Dadurch ist die Erfahrbarkeit und Erforschbarkeit des Göttlichen gegeben. Das Göttliche wird nicht Gegenstand des Glaubens. Es wird zu Wissen. Andersherum ist damit auch die Göttlichkeit der Welt gegeben.
  • Zweitens versteht es den Sinn alles Irdischen.
  • Drittens ist es magisch. Denn es kennt die Rituale und Handlungen, die zur Weltinganghaltung notwendig sind.
  • Last but not least ist es hermetisch, geheim. Nur eine privilegierte Priesterschaft und der Pharao kennen die Gesetze des Kosmos.

Die kosmischen Götter im Alten Ägypten befriedigen den Drang nach Erklärungen, wie die Welt entstanden ist und was sie am Laufen hält (durch Gesetzmäßigkeiten, aber auch durch Rituale der Menschen). Im Extremfall sind kosmische Götter, sofern sie nicht ein Aspekt der Ortsgötter sind, Personifikationen von Erscheinungen. Ein Beispiel dafür ist Aton, ein universaler Gott, der die sichtbare Sonne verkörpert.

Quellen

Bonnet, Hans (2000), „Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte“, 3. unveränderte Auflage, Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG Hamburg, Seite 218 bis 228 (Gott, Gott im Menschen).

  • * Illustration von Harald Schmidt. Himmelsgöttin Nut. Unter ihr ist der Nachthimmel und darunter Duat, die Unterwelt. Dargestellt wird der Lauf der Sonne. (nach E.A. Wallis Budge, The book of the dead: the papyrus of Ani in the British Museum 1895).
  • Sonne, Adobe Stock.
  • Vollmond, Pixabay.
  • Relief der Himmelsgöttin Nut als Himmelskuh, Pixabay.
  • Stele mit Amun, Wikimedia.
  • Säulenhalle im Karnak Tempel, Adobe Stock.

7 Gedanken zu „Kosmische Götter im Alten Ägypten“

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      Mit Freundlichen Grüßen:
      XYZ

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    Vielen Dank dafür!

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