Das Krokodil wurde im Alten Ägypten als heiliges Tier verehrt. Sein Kult breitete sich weit über Ägypten aus, denn man fand zahlreiche mumifizierte Krokodile in den unterschiedlichsten Gebieten. Im Alten Ägypten gab es nur das Westafrikanische Krokodil, das dort heute nicht mehr anzutreffen ist, und das heimische Nilkrokodil.
Zwei Arten von Krokodilen im Alten Ägypten
Das im Alten Ägypten heimische Westafrikanische Krokodil und das Nilkrokodil sind äußerlich nur sehr schwer zu unterscheiden. Dennoch brachten DNA-Analysen den Beweis, dass es sich um zwei eigenständige Arten handelt. Denn die Schädelmorphologie, sowie die Anordnung der von Knochenplatten unterlegten Schuppen beider Arten unterscheiden sich. Beide gehören jedoch zur Familie der Echten Krokodile (Crocodylidae).
Das Nilkrokodil ist das größte Krokodil Afrikas. Es erreicht eine durchschnittliche Länge von 3 bis 4 Metern. Die Färbung seiner Haut ist dunkel olivfarben, doch das hängt sehr stark davon ab, in welchen Gewässern es lebt. Im Gegensatz zu heute, war es früher auf der gesamten Länge des Nils anzutreffen. Bis 1996 galt das Nilkrododil als gefährdet, da Krokodilleder stark nachgefragt wurde. Doch seit die Jagd verboten ist, hat sich der Bestand wieder erholt.
Angriffe auf den Menschen
Menschen, die sich in Krokodilgewässer begeben, können von großen Nilkrokodilen angegriffen werden. Oft waren die Opfer übermütig oder unaufmerksam. 2014 wurden 557 Attacken auf Menschen in der Datenbank registriert, wobei 394 für die Opfer tödlich endeten. Nur vom Leistenkrokodil sind mehr Angriffe bekannt. Man kann also durchaus davon ausgehen, dass es auch im Alten Ägypten regelmäßige Angriffe auf Menschen gab, die sich unvorsichtig verhielten.
Je mehr sich die Bestände der Krokodile erholten und je mehr die Bevölkerung im 21. Jhd. zunahm, desto mehr Konflikte mit Krokodilen waren zu verzeichnen. Sie bestanden darin, dass das Vieh von Krokodilen gerissen und die Netze der Fischer beschädigt wurden. Denn Krokodile ernähren sich gerne von Fisch. Auch im Alten Ägypten dürften es die Krokodile auch auf das Vieh der Menschen abgesehen haben, denn es galt dort als sehr gefräßig.
Krokodil, das Tier von Sobek
Dennoch wurde das Krokodil im Alten Ägypten sehr beliebt. Die Alten Ägypter bewunderten und verehrten seine Kraft. Seine Beliebtheit hat es dem mächtigen Krokodilgott Sobek zu verdanken.
Nil, der Schweiß der Krokodile
Im Volksglauben bestand der Nil aus dem Schweiß der Krokodile. Durch den Anstieg des Nilwassers beobachteten die Alten Ägypter eine immer größer werdende Menge von Krokodilen. Mit diesem immensen Anstieg ihrer Zahl wurde eine reiche und fruchtbare Ernte in Zusammenhang gebracht. Deshalb war das Krokodil in Gestalt von Sobek ein Fruchtbarkeitsgott.
Schutzherr des Wassers
Sobek war der Schutzherr des Wassers, also der Seen, Flüsse, Sümpfe, etc. Deshalb waren Schutzamulette und Krokodil-Figuren bei den alten Ägyptern sehr beliebt. Sie schützen vor den Gefahren im Wasser und besaßen enorme Regenerationskraft. So machte man sich das Krokodil zunutze, indem man es um Schutz vor den Gefahren des Wassers anrief. Das Krokodil schützte also den Alten Ägypter davor, von einem Krokodil angegriffen zu werden.
Das Krokodil war ein sehr gefährliches Tier. Es erhielt aber weitere freundliche Wesenszüge, indem man Sobek mit dem Sonnengott Re verschmolz. Als Sobek-Re erhielt es Attribute der Sonnenscheibe und den Falkenkopf. Er galt seitdem auch als Schöpfergott.
Neith – Mutter von Krokodilen
Auch Neith steht in einer engen Beziehung zum Krokodil. Schon sehr früh galt sie als die Mutter des Sobek und ist auf Abbildungen zu finden, wo sie zwei Krokodile säugt.
Krokodil als Tier des Seth
Trotz seines Status als Gott galt das Krokodil in einigen Gebieten, wenn auch sekundär, als ein Tier des Seth. Das dürfte leicht nachvollziehbar sein, denn es handelt sich um eines der gefährlichsten Tiere. Deshalb wurde es auch von den Alten Ägyptern gefürchtet, denn es richtete erheblichen Schaden an. Seine Glyphe wird mit „gefräßig“ bzw. „gierig sein“ übersetzt. Insofern wird dem Krokodil mit Respekt und Furcht begegnet.
Durch die Schrecklichkeit des Krokodils wurde die Unterwelt mit ihnen bevölkert. Auch im Totengericht trägt die Verschlingerin Züge eines Krokodils.
Krokodil-freundliche und -feindliche Gauen
Es gab Gauen im Alten Ägypten, die dem Krokodil feindlich gegenüberstanden. Doch sie vermochten es nicht, den Kult des Krokodils einzudämmen. Heilige Krokodile wurden gefüttert und mit Fußringen und Ohrringen geschmückt.
Je mehr das Krokodil verehrt wurde, desto schärfer traten auch die Gegensätze zwischen den Krokodil-freundlichen und -feindlichen Gauen hervor. Während man im ersten Fall die Krokodile huldigte, wenn sie einen Menschen verschlangen, verfolgte man sie gnadenlos im letzteren Fall. Man begnügte sich nicht, sie zu töten, sondern ließ sie einen qualvollen Tod sterben. Hier galten die Krokodile als die Feinde des Gottes.
Quellen
- „Krokodil.“ Beitragsbild von miniformat65 auf Pixabay.
- „Sobek – Krokodilgott.“ Bild von DEZALB auf Pixabay.
- Bonnet, Hans (2000), „Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte“, 3. unveränderte Auflage, Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG Hamburg, Seite 392 bis 394 (Krokodil).
- Wikipedia (zuletzt aktualisiert: 2021, 23. September) „Sobek (ägyptische Mythologie)“ (Stand: 03.11.21).
- Wikipedia – zwei Arten von Krokodilen im Alten Ägypten: Das Westafrikanisches Krokodil und das Nilkrokodil (aufgerufen am 17.01.2023).
Ich wollte etwas über Krokodile und nicht über Götter erfahren
Vielen Dank für das Feedback. Ich habe einige Informationen über das Krokodil (als Tier) ergänzt, zumindest jene, die für das Alte Ägypten relevant sein düften.
Ich fand genau das, was ich suchte. Wollte den Bezug zu ihrer Mythologie mit erfahren. Benn hat keine Kultur, Cassandra 😀
Danke, das freut mich sehr 🙂 und ja, der Bezug der Tiere zur Mythologie des Alten Ägypten – zumindest hier im Tierlexikon – sollte primär sein. Dennoch ist es vielleicht für den einen oder anderen auch interessant, welche Krokodilart im Alten Ägypten lebte.