Während die Ortsgötter im Alten Ägypten eher lokal gebunden sind, umspannen die kosmischen Götter die ganze Welt. Ihr Wirken ist daher nicht primär auf Menschen gerichtet, schon gar nicht auf Einzelschicksale. Sie sind vielmehr am Weltbau und Weltlauf ganz wesentlich beteiligt.
Die kosmischen Götter zeigen sich in den großen Naturerscheinungen, z. B. dem Nil, den Gestirnen, dem Himmel, den Überschwemmungen. Sie verkörpern auch den Uranfang, kurz bevor die Schöpfung einsetzte. Beispiele für kosmische Götter sind Atum, der Allgott Ptah, oder die Himmelsgöttin Nut.
Kosmische Götter versus christliche Götter

Im Alten Ägypten wurde der Begriff des Gottes anderes verwendet als heute. Um die kosmischen Götter besser zu verstehen, sollten wir uns einige wichtige Unterschiede zu unserem meist christlichen Verständnis von Gott klarmachen.
Im Unterschied zum Alten Ägypten laufen die Vorstellungen des christlichen Gottes auf einen Monotheismus hinaus.
Damit ist der Glaube an einen einzigen Gott gemeint. Das bedeutet:
Der christliche Gott steht außerhalb dieser Welt. Er wirkt auf diese Welt zwar ein (z. B. durch die Sintflut), doch er ist für die Menschen nicht direkt erreichbar. Gott hat diese Welt alleine erschaffen. Er sieht von außen zu, was wir Menschen so treiben. Der Mensch ist von seinem Schalten und Walten abhängig, in Form von Gnade oder Schicksal. Anders im Alten Ägypten.
Die Ägypter waren Kosmotheisten. Sie hatten eine Religion der „Weltbeheimatung und Weltinganghaltung“, um mit Jan Assmann zu sprechen.
Unterschied zwischen Monotheismus und Kosmotheismus
In der christlichen Mythologie aßen die Menschen im Paradies vom Baum der Erkenntnis. Ein Biss in einen ganz besonderen Apfel mit weitreichenden Folgen. Da sie vom Baum der Erkenntnis gegessen hatten, warf Gott sie aus dem Paradies hinaus.

Sie wurden entlassen, ausgestattet mit der göttlichen Erkenntnisfähigkeit, aber sterblich. Erkenntnis meint hier im christlichen Sinn: das Wissen über Gut und Böse, also moralisches Wissen.
Im Alten Ägypten wurde eine ähnliche Geschichte erzählt. Deren Folge war ebenfalls, dass die Menschen zwar die göttliche Fähigkeit der Erkenntnis besaßen, aber sterblich blieben. Die Form der Erkenntnis war aber eine ganz andere:
Sie wussten nicht nur Gut von Böse zu unterscheiden, sondern auch
- wie der Kosmos funktionierte,
- wie man die Welt erschuf und
- was sie am Leben hielt.
Im Alten Ägypten waren die Menschen den Gottheiten in diesem Wissen gleich und konnten ihnen somit auch gefährlich werden. Ein Gott unterschied sich vom Menschen dadurch, dass er mehr von derselben Fähigkeit besaß. So hatten z. B. die Gottheiten mehrere Kas (Seelen) anstatt eines Kas beim Menschen. Sie waren aber, genauso wie sie, anfällig für Gewalt und Willkür.
Merkmale des kosmotheistischen Wissens
Im Alten Ägypten hatte das kosmotheistische Wissen vier Merkmale:
- Es ist erstens auf die Welt und den Kosmos bezogen. Dadurch ist die Erfahrbarkeit und Erforschbarkeit des Göttlichen gegeben. Das Göttliche wird nicht Gegenstand des Glaubens. Es wird zu Wissen. Andersherum ist damit auch die Göttlichkeit der Welt gegeben.
- Zweitens versteht es den Sinn alles Irdischen.
- Drittens ist es magisch. Denn es kennt die Rituale und Handlungen, die zur Weltinganghaltung notwendig sind.
- Last but not least ist es hermetisch, geheim. Nur eine privilegierte Priesterschaft und der Pharao kennen die Gesetze des Kosmos.
Ortsgötter und kosmische Götter
Beiden Götter-Gruppen ist gemeinsam, dass sie ihre Existenz einem sehr starken Gefühl der Ergriffenheit und des Staunens der Menschen verdanken. Im Unterschied zu den eher lokalen Gottheiten ist dieses Gefühl zu den kosmischen Göttern aber nicht so persönlich und tiefgreifend. Denn es betrifft die Natur mit ihren Wundern und nur selten persönliche Belange, die in der Regel existenzieller erlebt werden.
Die kosmischen Götter im Alten Ägypten befriedigen den Drang nach Erklärungen, wie die Welt entstanden ist und was sie am Laufen hält (durch Gesetzmäßigkeiten, aber auch durch Rituale der Menschen). Im Extremfall sind die kosmischen Götter, sofern sie nicht ein Aspekt der Ortsgötter sind, Personifikationen von Erscheinungen. Ein Beispiel dafür ist Aton, ein universaler Gott, der die sichtbare Sonne verkörpert.
Quellen
* Illustration von Harald Schmidt. Himmelsgöttin Nut. Unter ihr ist der Nachthimmel und darunter Duat, die Unterwelt. Dargestellt wird der Lauf der Sonne. (nach E.A. Wallis Budge, The book of the dead: the papyrus of Ani in the British Museum 1895).
Bonnet, Hans (2000), „Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte“, 3. unveränderte Auflage, Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG Hamburg, Seite 218 bis 228 (Gott, Gott im Menschen).
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