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Himmel – ägyptisches Symbol

Der Himmel ist ein Ort und Symbol der Götter. Der ägyptische Himmel ist auch eine blaue Flut, die sich über die Erde spannt. Im ägyptischen Mythos wurde der Himmel zu einem lebendigen, göttlichen Wesen.

Himmelsgöttin und Himmelskuh

Der Sternenhimmel wird durch die Göttin Nut dargestellt.
Der Sternenhimmel wird von der Göttin Nut dargestellt. Auf der Unterseite des Bildes (rechts) liegt Geb, Gott der Erde. Schu – mit erhobenen Armen – trennt den Himmel von der Erde und schafft dadurch den Raum. Neben Schu ist rechts und links Chnum mit seinen Widderhörnern abgebildet, der Schöpfergott, der die Welt aus dem Uranfang schuf. Selbst die Sonnenbarke, die durch den Himmel zieht, ist zu sehen. Auf ihr befindet sich Ba, die Seele in Form eines Vogels, mit menschlichem Kopf (links der Mitte).

Es gibt zwei Vorstellungsbilder über den alt-ägyptischen Himmel:

  • Bei der Himmelsgöttin Nut handelt es sich um eine Frau, die sich über die Erde wölbt. Ihre Hände und Füße berühren dabei die Erde, ihr Körper ist von Sternen übersät. Vermutlich bedeutete der Name „Nut“ schlicht Himmel.
  • Der Himmel wird auch als von Sternen übersäte Kuh dargestellt. Warum die Alten Ägypter die Kuh (griech. Methyer, ägypt. Mehet-weret) als Personifikation des Himmels wählte, weiß man nicht. Doch die Kuh wurde im Alten Ägypten sehr verehrt. „Methyer“ bzw. „Mehet-weret“ heißt große Flut oder Wasserflut. Hathor wurde nur sekundär mit der Himmelskuh gleichgesetzt. Sie ist also nicht nur Himmelsgöttin im Gegensatz zu Nut.

Himmelsgott als Falke?

Göttin Nut
Himmelsgöttin Nut. Oft trägt sie ein kugelförmiges Gefäß auf ihrem Kopf.

Lokale Falkenkulte waren im Alten Ägypten sehr beliebt. Der Falke wurde mit dem Himmel, Luft und Höhe verbunden, doch auch mit der Schnelligkeit und Aggressivität eines Raubvogels. Er schwebt hoch über der Erde mit seinen ausgebreiteten Flügeln. Der Name Horus bedeutet „der Ferne, der Hohe“. Das Verb davon wird mit dem Zeichen des Himmels geschrieben. Deshalb schloss man daraus, dass Horus ein Himmelsgott war und der Falke ein Symbol für Himmel.

Doch laut Assman ist das unwahrscheinlich, da der Himmel im Alten Ägypten immer weiblich war. Der ursprüngliche Horus war vielmehr Sonnengott und bildete mit Hathor ein Götterpaar. Der Name Hathor bedeutet „Haus des Horus“. So ist die Verbindung zwischen Hathor und Horus vielmehr eine heilige Hochzeit zwischen der Sonne und dem Himmel oder dem König und der Göttin. Denn Hathor ist nicht nur eine Himmelsgöttin, sondern sie symbolisiert und verkörpert auch die Gesamtheit des Landes, mit welchen sich der König als Herrscher (Pharao) vermählt.

Mehrere Himmel

Himmelsgöttin Nut: Lauf der Sonne durch den Tages- und Nachthimmel und durch die Unterwelt (Duat)*

Manchmal ist von mehreren Himmeln die Rede. Es gibt Bilder (aber erst in griech.-röm. Zeit), wo zwei oder drei Himmelsgöttinnen übereinander stehen. Hier wird mit Sicherheit der Himmel als Tag- und Nachthimmel dargestellt. Das ist nämlich eine sehr alte ägyptische Vorstellung. Der Nachthimmel wird mit Dat (auch Duat), dem Reich der Toten gleichgesetzt. Zum Tag- und Nachthimmel gesellt sich ein Drittes, der Gegenhimmel. Er breitet sich unter der Erde aus. Dort gehen die Sterne und die Sonne unter, wenn man sie nicht mehr am Himmel sieht.

Entstehung des Himmels

Schu trennt den Himmel von der Erde.
Schu, der Luftgott, trennt den Himmel (Göttin Nut) von der Erde (Gott Geb).

Bei der Entstehung des Himmels sind sich die Mythen im Grunde einig. Es gab eine Zeit, wo der Himmel und die Erde vereint waren. Nur durch die Trennung der beiden entstand der Himmel und natürlich auch die Erde. Die Scheidung von Himmel und Erde wird durch Schu, den Luftgott vorgenommen. Er hebt die Himmelsgöttin empor und stützt sie.

Ähnlich verhält es sich mit der Himmelskuh. Sie lag ursprünglich auf der Erde. Als sie aufstand, entstand der Himmel. In Abbildungen wird sie ebenfalls sehr oft durch den Luftgott Schu gestützt.

Der gleiche Gedanke betrifft den Himmel, der ursprünglich auch als Deckel oder als eine Deckplatte gedacht wurde. Der Schöpfergott hob die Platte bzw. den Himmel hoch und gründete somit den Erdboden. Es gab ein wiederkehrendes jährliches Fest, wo man daran erinnern wollte und die dafür verantwortlichen Götter Re bzw. Ptah ehrte.

Himmel als Symbol und Ort der Götter

Als der Himmel geschaffen war, stiegen die Götter zu ihm auf. Er wurde zu ihrem Wohnort. Auch das enge Naos, das Heiligtum im Tempel, wo sich das Bildnis eines Gottes befand, wurde nach Vorbild eines Himmels geschaffen. Er umschließt das Gottesbild. Im Alten Ägypten war der Himmel ein Symbol für den Ort der Götter.

Himmel – Symbol des Lebens im Totenkult

Alle Toten sehnen sich nach dem Himmel. Das kommt regelmäßig in den altägyptischen Texten zur Sprache. Mit Himmel wird die Sonne, die dort lebenden Götter und das Licht symbolisiert. Der Tote, welcher aus dem Dunkel kommt, will daran teilhaben. Den Gräbern, Sargkammern und Särgen wird daher oft ein Himmel gegeben, der mit Sternen versehen ist (ab der 5. Dynastie). Dadurch bekommt die Himmelsgöttin Nut Züge einer Totengöttin.

Symbol – Leiter in den Himmel

Himmelsleiter

In der Vorstellung der Alten Ägypter kommt unter anderem eine Himmelsleiter vor, auf der die Toten in den Himmel steigen. Die Himmelsleiter korrespondiert mit den Sonnenstrahlen, die ebenfalls den Toten einen Aufstieg in den Himmel ermöglichen. Manchmal hat die Himmelsleiter die Form einer Strickleiter, die von oben herabhängt und von Sonnenstrahlen beleuchtet wird.

Es scheint im Alten Ägypten eine Vorstellung von einer fest installierten Himmelsleiter gegeben zu haben. Deren Holme könnten als ein Paar Djet-Pfeiler beschrieben werden. Es gibt leiterförmige Amulette und tatsächliche Leitern, die man in Gräber fand. Ob sie den Toten als Himmelsleiter dienen sollten, weiß man jedoch nicht mit Sicherheit.

Auch die Pyramide könnte man als Symbol einer Treppe zum Himmel deuten. Denn Pyramiden sind immer Stufenpyramiden, auch wenn sie später äußerlich geglättet wurden.

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Quellen

  • Bonnet, Hans (2000), „Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte“, 3. unveränderte Auflage, Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG Hamburg, Seite 302 bis 304 (Himmel) und Seite 305 (Himmelsleiter).
  • Assmann, Jan (2010) „Politik und Religion. Altägyptische und biblische Ausprägungen eines aktuellen Problems„, Seite 86 f. (Originalveröffentlichung in: J. Assmann, Harald Strohm (Hg.), Herrscherkult und Heilserwartung, München 2010, S. 83-105).