Das alte Ägypten

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Gottesbild im ägyptischen Tempel

Im Alten Ägypten stand das Gottesbild (auch Kultbild) des Hauptgottes im Allerheiligsten des Tempels. Das Allerheiligste war für die meisten Gläubigen nicht zugänglich. Nur der Pharao und hochrangige Priester durften es betreten. Im Allerheiligsten war die Gottheit besonders präsent, denn dort befand sich seine Statue bzw. sein Kultbild.

Das Gottesbild im Allerheiligsten

Eingang in den Tempel Hatschepsut
Eingang in den Tempel der Hatschepsut, in Luxor.

Es gab zwar alte Heiligtümer, die kein Gottesbild bzw. Kultbild beinhalteten. Doch das betraf nur Sonnenheiligtümer, z. B. Heiligtümer der Sonnengötter Re und Aton, wo die Sonne selbst verehrt wurde. Ansonsten hatte jeder Tempel im Alten Ägypten sein Gottesbild im Allerheiligsten. Man weiß dies aufgrund der dort zelebrierten Rituale, die schriftlich vorliegen und uns über die Bedeutung dieses Gottesbildes unterrichten.

Das Ziel der Rituale bestand darin, die göttlichen Kräfte in das Kult- bzw. Gottesbild hineinzuziehen und zu manifestieren. Die Gottheit war also nicht immer im Kultbild gegenwärtig, sondern nur zeitweilig dort anwesend.

Einwohnung Gottes im Gottesbild

Die Einwohnung des Gottes in seinem Kultbild musste durch den Kult täglich von Neuem veranlasst werden, z. B. durch Rituale. Das Gottesbild im Alten Ägypten kann als Wohnung des Gottes bezeichnet werden. Die Ägypter sprechen aber lieber von einem Leib, in den der göttliche Ba vom Himmel herniederschwebend eintritt.1 Der Gott vereinigt sich mit seinem Bild bzw. mit seinen Idolen (das heißt mit anderen Kultgegenständen, die ihm zugeordnet werden).

Warum tut er dies? Warum ist das für den Alten Ägypter wichtig? Durch die Präsenz Gottes im Kult- bzw. Gottesbild kommt er den Menschen sehr nahe. Er kommt aus einer nicht-erfahrbaren Welt in eine für den Menschen erfahrbare Sphäre. Der Gott tritt in die sichtbare Sphäre ein und kann wahrgenommen, vielleicht sogar erfahren werden.

Schutz des Kultbildes im Naos

Innenraum im Tempel
Im Gegensatz zu vielen anderen Räumen im Tempel war es im Allerheiligsten (Naos) stockdunkel.

Das Kultbild wurde nicht auffällig aufgestellt, sondern in einem Schrein verborgen. Denn der Ägypter wollte es vor der profanen Welt (Profanierung) schützen. Deshalb durfte es keiner sehen. Diesen Schrein nannte man Naos, welcher verschlossen wird, wenn der Gottesdienst, z. B. ein Ritual zelebriert wurde.

Auch wenn der Gott den Tempel verließ, durch Prozessionen mit seiner Barke, blieb sein Schrein bzw. sein Naos verschlossen. Je dunkler ein Raum war, desto heiliger die Gegenstände, die dort aufbewahrt wurden. Denn sie mussten vor profanen Blicken (und Gedanken) geschützt werden.

Größe des Gottesbildes

Das Gottesbild bzw. Kultbild im Alten Ägypten war wohl verhältnismäßig klein. Es konnte nicht größer als Lebensgröße haben, sonst wären bestimmte Kulthandlungen nicht möglich gewesen. Es war aus Holz geschnitzt und mit Einlagen verziert. Genaueres weiß man nicht, weil man bei keinem Gottesbild sicher weiß, ob es früher im Allerheiligsten eines Tempels stand. Denn es konnte ja auch ein Gottesbild für den einfachen Opferdienst gewesen sein.

Gottesbild in Nischen
Statuen vor dem Eingang in den Hathor-Tempel Abu Simbel in Luxor.

Die Totenfiguren in den Nischen von Felsgräbern werden nicht als Kultbilder bezeichnet, obwohl sie die Rückwand des Allerheiligsten füllen. Mit Sicherheit haben sie einen Kult genossen, doch der unterschied sich nicht von der Anbetung oder Opferung vor anderen Statuen, die im Tempel standen.

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Quellen und Einzelnachweise

1 Bonnet, Hans (2000), „Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte“, 3. unveränderte Auflage, Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG Hamburg, Seite 410.

  • Wikipedia (zuletzt aktualisiert: 2022, 3. Januar) „Ägyptischer Tempel“ (Stand: 21.01.22).
  • Bonnet, Hans (2000), „Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte“, 3. unveränderte Auflage, Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG Hamburg, Seite 410 f.