Der ägyptische Urschöpfer Atum erschuf sich selbst. Er steht damit für den Beginn der Schöpfung. Man stellte sich Atum als einziges Wesen im Urwasser vor, als die Welt noch nicht erschaffen war.
Urschöpfer und Urgott Atum
Deshalb wurde er mit Nun gleichgesetzt. „Nun“ ist das Urwasser. Dadurch hat er den Namen: „Vater der Götter“ mit Nun gemeinsam. Nun erschafft sich selbst in seinem Herzen: „Ich bin derjenige, der ich mich erschaffen habe, der ich mich geschaffen habe, wie ich es wünschte gemäß meinem Herzen.“1
In einigen Pyramiden-Texten wird Atum mit Chepre zum Urhügel. Es ist das erste Land, welches sich aus dem Urwasser erhob und den Anfang der Schöpfung markiert.
Wird in diesem Zusammenhang von ihm gesprochen, so gibt man ihm den Namen „Einherr“. Er ist der Stammvater aller acht anderen Götter der Neunheit:
- Er schuf Luft (Schu) und Feuchtigkeit (Tefnut).
- Aus beiden ging wiederum Himmel (Nut) und Erde (Geb) hervor.
- Die dritte und letzte Generation seines Stammes sind: Osiris, Isis, Seth und Nephthys.
Einheit und Unterschiede
Aus dem Einherr „Atum“ entstand Differenz: Schu und Tefnut. Sie unterscheiden sich weiter, indem sie Nut und Geb zeugten usw. Hat dieser Prozess erstmal begonnen, so differenziert sich die Welt immer weiter aus. Damit vollendet sich die Welt. Das Unvollendete zu vollenden, drückt sich im Namen Atums aus.
Die eher primitive Vorstellung einer Selbst-Begattung des Atum ist in älteren Lehren von Heliopolis zu finden. Dagegen sprechen sich spätere Schriften aus. Sie liefern, wenn auch verschieden voneinander, eher abstrakte Beschreibungen des schöpferischen Prozesses.
Eine Variante dieser Beschreibung lässt Atum als ein Glied von Re, der Sonne, entstehen. Re erschafft Atum durch die schöpferischen Urkräfte des Ausspruchs (Zunge) bzw. des Herzens (Erkennen).
Sonnengott Atum
Der ägyptische Gott Atum ist nicht nur Urschöpfer, sondern auch Sonnengott. Er wird mit der Sonne verschmolzen und wird zu Re-Atum. Dadurch wird seine Stellung noch wichtiger. Re steht deutlich über Atum. Re-Atum ist nicht nur Schöpfer, sondern auch Erhalter der Welt, also für ihren Fortgang verantwortlich.
Im Gegensatz zu Harachte, der die aufgehende Sonne des Ostens symbolisiert, ist Atum die im Westen untergehende Abendsonne. Die Schöpfung ist nicht nur aus ihm entstanden, sondern kehrt wieder zu ihm zurück.
Bildliche Darstellungen
Bildlich wird er häufig in menschlicher Gestalt mit der Doppelkrone Ägyptens (Ober- und Unterägypten) dargestellt. Auch gibt es Abbildungen, wo er mit Natur-Erscheinungen und Tieren zu sehen ist (oder als Schlange). Sie sollen seine Nähe zur Schöpfung ausdrücken.
Quellen und Einzelnachweise
1 Der Weg ins Leben von Erika Feucht, Seite 33. Originalveröffentlichung in: Véronique Dasen (Hrsg.), Naissance et petite enfance dans l’Antiquité, Actes du colloque de Fribourg, 28. Novembre – 1er décembre 2001 (Orbis biblicus et orientalis 203), Fribourg/Göttingen 2004, S. 33-53.
Bonnet, Hans (2000), „Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte“, 3. unveränderte Auflage, Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG Hamburg, Seite 71 bis 74 (Atum).
- Beitragsbild: untergehende Sonne, Pixabay.
- Kleine Insel, Adobe Stock.
- Abendsonne, Adobe Stock.
Wie alt wurde Atum ?
Auf alle Götter bezogen, könnte man vielleicht sagen, dass sie so alt werden, wie Menschen sie verehren und an sie glauben. Immerhin handelt es sich um eine Kooperation zwischen Menschen und Göttern. Das passt sehr gut dazu, dass im Alten Ägypten das Vergessen eines Menschen oder Gottes einem Tod gleichkam. Sie taten vieles, damit die Nachwelt nicht vergisst.