Das alte Ägypten

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Symbol Berg

Der Berg ist ein uraltes Symbol für die Nähe und vielleicht sogar für eine Verbindung zum Himmel, wo die Götter leben. Das Symbol des Berges ist sehr eng mit dem Symbol des Weges verknüpft. Denn das Besteigen eines Berges und das Erreichen des Gipfels macht den Berg erst erfahrbar (Gipfelerfahrung).

Symbol Berg – über sich hinausgehen

Nicht nur der Berg an-sich ist ein altes Symbol, sondern auch seine Besteigung oder gar Bezwingung. Daher hat die Bergsymbolik einige Gemeinsamkeiten mit der Wegsymbolik. Jeder, der auf einen höheren Berg gestiegen ist, weiß, dass man bereit sein muss, über seine Grenzen zu gehen. Der anstrengende Aufstieg ist also ganz wesentlich mit dem Symbol des Berges verknüpft.

Symbol Berg
Der Aufstieg kann gefährlich werden und bedeutet oft das Überwinden eigener Grenzen.

Der Weg kann gefährlich sein, ein falscher Schritt und der Absturz droht. Der Weg kann sehr anstrengend werden, bis an die körperliche Belastungsgrenze und darüber hinaus. Jeder, der auf einen höheren Berg gestiegen ist, weiß, dass man beim Gehen seinen eigenen Rhythmus finden muss, um den Gipfel zu erreichen.

Das Besteigen eines Berges ist also Sinnbild für die Überwindung eigener Grenzen, um dem Göttlichen, also dem, was auf dem Berggipfel wohnt, nahezukommen. Es kann sogar nötig sein, sich vorab gewisse Fähigkeiten anzueignen, um einen Berg bezwingen zu können, z. B. klettern zu können, eine bessere Kondition. Letztlich ist ein Bezwingen des Berges immer ein Überwinden eigener Unzulänglichkeiten.

Berg als Wohnsitz der Götter

Ätna Symbol Berg
Die Sizilianer gingen früher davon aus, dass im Ätna ein göttliches Wesen wohnt, mit welchen man sich gut stellen sollte. Noch heute wird dort der Ätna als eine eigenständige Persönlichkeit angesehen.

Dass auf dem Berg die Götter wohnen, ist eine alte Vorstellung. Zum Beispiel wohnt der indische Gott Shiva auf einem Berg. Die Götter kommen nie zu den Menschen herunter, der Mensch muss zu ihnen hochsteigen. Auf dem Berg ist man dem Himmel und dem Licht (Sonne) näher. Der Gipfel des Berges ist vielleicht die Schnittstelle zwischen dem Himmel und der Erde, dem Göttlichen und dem Menschlichen. Dort kann der Mensch etwas Göttliches erfahren oder empfangen. Zum Beispiel empfing der historische Moses die 10 Gebote auf dem Heiligen Berg Sinai. Bei den Alten Ägyptern war die Schnittstelle zwischen dem Himmel und der Erde die Spitze der Pyramide bzw. die Spitze des Obelisken.

Manche Götter wohnen jedoch in einem Berg. Das war zum Beispiel eine Vorstellung der früheren Sizilianer. In ihrem Vulkan Ätna wohnte ein göttliches Wesen.

Symbol eines Rückzugsortes

Wer sich dem Gipfel nähert, nähert sich auch dem Göttlichen. Die Annäherung an den Himmel wird mit spirituellen Erfahrungen verknüpft. So ist der Berg ein Symbol für Rückzug. Eremiten, Heilige, Suchende (Zarathustra) ziehen sich dort zurück, um dem Erhabenen nahe zu sein. Das bedeutet letztlich nichts anderes, als seinem Selbst näherzukommen, seinem göttlichen Selbst.

Der Weg zum Gipfel und Höhepunkt
Der Weg zum Gipfel symbolisiert den Weg zu sich selbst. Oft ist das Erreichen des Gipfels der Höhepunkt einer Besteigung.

Berg – Gipfelerfahrungen

Das Erreichen des Gipfels ist fast immer mit starken Glücksgefühlen verbunden. Man genießt die Aussicht, Weitsicht, Übersicht und vielleicht sogar die eigene auf dem Weg nach oben gewonnene Einsicht.

Die Perspektive auf dem Berggipfel ist eine völlig andere. Unterhalb sieht alles aus wie Spielzeug, klein, weit weg, unbedeutend(er). Man empfindet vielleicht so etwas wie Freiheit, Erhabenheit, Größe, aber auch Demut. Man erlebt etwas Außergewöhnliches. Gipfelerfahrungen können auch sexuelle (auf dem Gipfel der Lust) und spirituelle Erfahrungen sein.

Der Gipfel symbolisiert eine Verbindung zum Göttlichen. Wer ihn erreicht, hat das Göttliche erfahren oder kann das Göttliche erfahren. Zu dieser Deutung passt auch gut die Symbolik der Himmelsleiter.

Berg als Symbol des Erfolges

Symbol Berg
Der Gipfel des Matterhorn – hier oberhalb der Wolken.

Das Symbol Berg hat auch mit unserem Leistungsdenken und unserem Anspruch auf Erfolg zu tun. Der Weg zum Gipfel steht für Ehrgeiz, Zielstrebigkeit, Beharrlichkeit, Mühen, Anstrengung und Gefahr der Überanstrengung. Wer nicht aufpasst oder sich nicht behaupten kann, stürzt ab.

Mit dem Berg ist ein Gefälle oben/unten angesprochen. Das berührt Themen wie Macht und Ohnmacht, Weitblick und Kurzsichtigkeit, Kraft und Schwäche, Dominanz und Unterwerfung. In der Gesellschaft oben zu stehen, ist gut und erstrebenswert. Keiner will unten sein oder abstürzen.

Je höher man steigt, desto tiefer kann man fallen. Auch das ist der Bergsymbolik entnommen. Allerdings muss jeder, der faktisch auf einen Berg steigt, auch wieder nach unten. Deshalb ist es hilfreich, die Bergsymbolik nicht nur einseitig mit dem Blick auf den Gipfel zu verstehen, sondern auch das Absteigen zu würdigen. Das könnte zum Beispiel Loslassen von übersteigerten Erwartungen bedeuten, das Loslassen vom Druck der Karriere und dem Leistungsdenken, um vielleicht wieder mehr Menschlichkeit, Nähe, Freiheit zulassen und erfahren zu können. Es kann auch bedeuten, andere Menschen an seinen Erfahrungen teilhaben zu lassen und ihnen Mut zu machen, dass auch sie ihre Grenzen überwinden können.

Symbolik des Berges – Sprichwörter

Der Berg mit seinen Höhen und Tiefen und der damit verbundenen Symbolik oben/unten kommt in einigen Sprüchen vor:

  • Über den Berg sein: ein größeres Problem gelöst zu haben, das Schlimmste überstanden zu haben.
  • Es geht (steil) bergab: Alles wird stetig (dramatisch) schlechter.
  • Seine Meinung nicht hinter dem Berg halten: offen und ehrlich sein.
  • Wie der Ochs vorm Berg stehen: nicht wissen, wie man weiterkommt, etwas nicht verstehen, nicht von der Stelle kommen – festhängen.
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Quellen

  • Kirchhoff, Hermann (2000), Ursymbole, (Stand: 25.12.21).
  • Knoll, Dieter: symbolonline.de (zuletzt bearbeitet: 2011, 29. November) „Berg“ (Stand: 26.12.21).