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Ägyptisches Symbol – Obelisk

Der Obelisk ist ein Symbol der Sonne bzw. ein Sonnenheiligtum. Der Gott wohnt im Obelisk und hat seinen Sitz auf der Spitze des Obelisken. Dabei handelt es sich um einen frei stehenden, hohen, nach oben verjüngten Steinpfeiler, der eine pyramidenförmige Spitze aufweist, das sogenannte Pyramidion.

Vorgänger des Obelisken

Vermutlich ist sein Vorgänger ein kegelförmiger Steinfetisch namens Benben (oder Ben), der in Heliopolis stand. Er wurde als eine Erscheinungsform des Urgottes AtumChepre verehrt. Er ragt aus dem Urwasser heraus und symbolisiert den Urhügel, also den Schöpfungsbeginn. Das korrespondiert mit dem Aufgehen der Sonne. So wie der Urhügel über das Wasser aufragt, geht auch die Sonne auf. Nach seinem Schriftbild war der Benbenstein schlank, hoch und oben eher abgerundet als spitz. Er fängt als erster die Strahlen des Sonnengottes auf.

Oberlisk in Paris
Oberlisken gibt es auf der ganzen Welt, auch in Paris, Nähe: Marinebrunnen auf dem Concordia-Platz.

Obelisk als heilige Wohnstätte

Der Gott wohnt im Obelisk, und die Spitze des Obelisken ist Symbol für seinen Sitz. Die Spitze als Gottessitz zu deuten, ist eine interessante Idee. Zu Beginn waren die Obelisken noch schmucklos und glatt, also nicht mit Hieroglyphen beschriftet. Nur ihre pyramidenförmige Spitze war vergoldet bzw. mit einer Gold-Silber-Legierung überzogen, die den Glanz der Sonne einfingen und widerspiegelten. Je nachdem wie der Obelisk seinen Schatten geworfen hatte, konnte der Alte Ägypter den täglichen Lauf der Sonne bzw. der Sonnenbarke beobachten.

Der Sonnengott Re löste den Urgott Atum ab und wurde zum Vater des Pharao, dem gerne der Königstitel „Sohn des Re“ gegeben wurde. Er verschmolz auch mit Amun zum Reichsgott von Theben: Amun-Re.

Obelisk in der Türkei
Obelisk in der Türkei, in Istanbul auf dem Hippodromplatz.

Doppelungen der Obelisken

Bald gingen die Alten Ägypter dazu über, die Obelisken paarweise aufzustellen. Man weiß nicht sicher, was diese Doppelungen bedeuten. Doch dadurch wechseln sie vom Kultsymbol zu den heiligen Zeichen. Denn damals war es üblich, heilige Zeichen vor geweihten Stätten aufzustellen. Vor dem Altar oder dem Eingang gab es nun zwei Obelisken, die den Altar bzw. den Eingang einer heiligen Stätte flankierten. Sie vermitteln so den Eindruck von Schutzsymbolen und nicht mehr von Kultsymbolen, die einzeln aufgestellt, eine ganz andere Präsenz entwickeln.

An Gräbern aufgestellt, gehören sie zur Grabausstattung und zum Gedenkstein, wo die Namen und Titel der Toten eingraviert sind. Sie erhalten hier also eine völlig andere Funktion, sind also keine Kultsymbole des Re. Sie sind eher den Stelenpaaren nachgeahmt, die vor manchen Gräbern und Kapellen aufgestellt wurden. Man nennt sie Grabobelisken. Vielleicht sind die Pyramiden eine Weiterentwicklung der Obelisken.

Obelisk in Ägypten

Obelisk als Sonnenheiligtum

Es lag nahe, den Grund für die Doppelung der Obelisken bei der Sonne selbst zu suchen. Denn es gibt eine Sonne und einen Mond, bzw. eine Tages- und eine Nachtsonne. Auch in den Inschriften wird die Sonne mit dem Mond in eine enge Beziehung gebracht.

Der Obelisk ist Symbol des Sonnengottes (Re) und Symbol der göttlichen Weltordnung (Maat, Tochter des Re). Deshalb wurden Obelisken immer bedeutsamer und mit dem Pharao verbunden als Sohn des Re. Sie verbreiteten sich enorm, standen in allen Sonnenheiligtümern und wurden immer größer. Der größte Obelisk misst über 30 Meter Höhe und steht in Karnak im Amun-Tempel. Er wurde von der Königin Hatschepsut erbaut.

Obelisken als Schmuck und Opfergabe

Oft sieht man Verzierungen von Tiersärgen oder heilige Gegenstände in Gestalt eines Obelisken. Doch sie sind nicht nur Verzierung, sondern die Bedeutung ihrer Symbolik bleibt erhalten. Zum Beispiel bringt der Obelisk die Sonne (das Licht) in die Dunkelheit der Unterwelt, wo sich der Tote zunächst befindet. Der Tote ersehnt das Licht und die Wärme der Sonne. Vielleicht sind Amulette in Form von Obelisken schlicht Schutzsymbole. Auch Opfergaben wie Brot und Weihrauch werden zu einem Obelisken geformt und dadurch zu heiligen Zeichen.

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Quellen

  • Owusu, Heike (1998), „Symbole Ägyptens“, Schirner Verlag, Darmstadt, Seite 148 (Sonnenheiligtum).
  • Bonnet, Hans (2000), „Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte“, 3. unveränderte Auflage, Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG Hamburg, Seite 100 f. (Benben) und Seite 539 bis 542 (Obelisk).
  • Wikipedia (zuletzt aktualisiert: 2021, 21. November), „Obelisk“ (Stand: 15.12.2021).
  • Helck, Wolfgang und Otto, Eberhard (1999), „Kleines Lexikon der Ägyptologie“, 4. Auflage, MZ-Verlagsdruckerei GmbH, Memmingen, Seite 208 f. (Obelisk).