Die ägyptische Göttin Maat hat zwei zentrale Bedeutungen, die miteinander zusammenhängen:
- Sie ist eine ägyptische Göttin.
- Sie verkörpert das Prinzip der Gerechtigkeit (als ein lebendiges Prinzip).
Die ägyptische Göttin Maat
Die alten Ägypter stellen Maat menschlich dar, mit einer Feder auf ihrem Kopf. Sie ist auf das Engste mit Re verbunden. Sie kam am „Anfang der Dinge“ auf die Erde und brachte den Menschen Recht und Gedeihen.
Manchmal ist sie die Tochter, manchmal die Mutter des Re. Der Grund dürfte darin bestehen, dass beide nur in einer engen Beziehung zueinander bestehen können. Sie wird auch als das Ka des Re angesprochen und breitet ihre Arme um ihn. Sie begleitet Re auf seiner Sonnenbarke und ist manchmal seine Gefährtin.
Dadurch entsteht eine enge Beziehung zu Thot. Denn Thot ist die ausführende Hand von Re, die auf den Beschlüssen, also auf Maat gründet. In diesem Zusammenhang ist sie die Gefährtin von Thot. Das liegt vermutlich daran, weil sie die Gemeinschaftsordnung verkörpert und symbolisiert. Darüber hinaus gibt sie Kraft und Leben.
Sie hat einen eigenen Kult genossen, der in Verbindung zur Rechtspflege stand. In ihren Kultstätten wurden Gefangene vernommen und während der Untersuchung verwahrt. Ihre Kultstätten waren an Heiligtümern angeschlossen. Die höheren Richter trugen eine Halskette (bzw. Amulette), auf der sie abgebildet war.
Oft ist von zwei Maat-Göttinnen die Rede. Über den Sinn der Doppelung wurde viel nachgedacht. Am schlüssigsten scheint die Erklärung, dass ihre Paarbildung auf die beiden Sonnenbarken zurückführen ist, welche Maati genannt werden. Dabei handelt es sich um die Tages- und Nachtbarke, den beiden Augen des Himmelsherrn (Re).
Maat im Totengericht
Im Jenseitsgericht spielt die sie eine entscheidende Rolle. Jeder, der vor der Gottheit bestehen will, muss Maat in sich haben. Hier wird ein bestimmter Zustand angesprochen. Er ist primär vom eigenen gelebten Leben abhängig und nicht von äußeren Mitteln. Wer Maat in sich hat, wer die Maat spricht, wer Maat in sein eigenes Herz gesetzt hat, kann mit ihrer Unterstützung beim Totengericht und damit mit einem ewigen Leben rechnen.
Sie ist auch eine Totengottheit und daher die „Herrin des Westens“. Das mag mit ihrer Funktion beim Totengericht zusammenhängen. Der Tote, der sein Herz wiegen lässt, wiegt es gegen die Feder der Maat. Ist sein Herz schwerer als sie, dann findet sein Leben ein jähes Ende. Ist sein Herz mindestens genauso leicht, dann darf er weiterleben. Sein Leben ist damit gerechtfertigt. Hier wird deutlich, dass diese mächtige Göttin jeden Menschen vor die Konsequenzen seines eigenen Handelns stellt.
Das Opfer als Maat
Auch das Opfer selbst ist Maat. In manchen Texten wird sie als Nahrung des Re beschrieben, gleich der Fische, die dem Nil als Nahrung dienen. An kultischen Stätten wurde deshalb ihrem Bildnis geopfert. Über die Bedeutung dieser Handlung ist viel gerätselt worden.
- Zum einen mag die Handlung darauf abzielen, dass sie für die Ordnung der kultischen Handlungen selbst steht.
- Zum anderen stärkt man die Kraft des entsprechenden Gottes, wenn man ihm die Maat opfert, gleich einer Nahrung, die ebenfalls neue Kräfte verspricht.
- Des Weiteren wird mit dem Opfer der Maat, Ordnung in das Chaos gebracht, also das, was positive Konsequenzen erwarten lässt.
Prinzip der Gerechtigkeit
Alles, was ist, lebt und geschaffen wurde, gründet auf Maat. Damit ist das Prinzip der Ausgewogenheit angesprochen. Alle Kräfte müssen richtig ausgewogen sein, damit die Welt bestehen kann. Das ist für die Ägypter gleichbedeutend mit dem Führen eines gemeinschaftlichen Lebens in einer funktionierenden gesellschaftlichen Ordnung.
Oft wird der Zustand der Maat mit Recht, Gesetz, Wahrheit und Gerechtigkeit in Verbindung gebracht. Das trifft aber nicht ganz den Kern ihrer Bedeutung. Manche sprechen von richtigen Handlungen, was ihrer Bedeutung näher kommt.
Alles, was getan wird, hat Konsequenzen. Das ist das Gesetz der Maat. Egal was ein Mensch tut, ob er ein moralisches oder unmoralisches Leben führt. Die Konsequenzen hat er selbst zu tragen. Insofern zielt ein gerechtfertigtes Leben bzw. richtiges Handeln immer auf das Leben nach dem Tod. Wer sein Leben rechtfertigen kann, wird weiterleben. Wer dies nicht kann, wird endgültig sterben.
Die Göttin selbst ist Teil der Weltschöpfung. Alles, was existiert und sinnlich erfahren werden kann, ist Maat. Dabei kann es sich z. B. um den eigenen Körper, die Kleidung, das Essen etc. handeln. Diese Betrachtungsweise ist verständlich, denn alles, was ein Mensch zu sich nimmt, hat seine Konsequenzen. Wer sich zum Beispiel ausgewogen ernährt, wird entsprechend leistungsfähiger sein.
Aber nicht nur die göttliche Weltordnung, sondern auch die irdische Ordnung steht unter ihrem Zeichen. Der König wird „Geliebter der Maat“ genannt, denn er lebt nach ihrem Gesetz. Insofern besteht seine Aufgabe darin, das Unrecht zu bekämpfen. Das tut er, indem er die Göttin an dessen Stelle setzt.
Quellen
- Beitragsbild von Harald Schmidt.
- Göttin mit ausgebreiteten Flügeln, Karin Born.
- Ausschnitt: Waage im Totengericht, Wikimedia.
- Ihr Zeichen ist die Feder auf dem Haupt, Wikimedia.
- Bonnet, Hans (2000), „Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte“, 3. unveränderte Auflage, Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG Hamburg, Seite 430 bis 434 (Maat).
- Wikipedia (zuletzt aktualisiert: 2021, 8. September): Maat (ägyptische Mythologie; Stand: 31.10.2021).
- Assmann, Jan (2006), „Ma’at Gerechtigkeit und Unsterblichkeit im Alten Ägypten“, 2. Auflage, Verlag C. H. Beck oHG München.