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Kartusche im Alten Ägypten

Im Alten Ägypten ist der Name, der in einer Kartusche steht, fast immer der Name von einem Herrscher (Pharao, König). Er wird in einen ovalen oder runden Rahmen geschrieben, den die Ägypter „schenu“ nannten. Das bedeutet soviel wie „einkreisen“ oder „umschließen“. Andere Bezeichnungen für die Kartusche sind: Hieroglyphenkartusche (auch Hieroglyphen Kartusche), Kartuschenring, Königskartusche, Namensring oder Königsring.

Hieroglyphen Kartusche im Alten Ägypten

Drei Kartuschen
Typische Form und Stellung der Kartuschen, innerhalb derer der Name eines Königs oder einer Königin in der Hieroglyphenschrift geschrieben wurde. Unterhalb der Hieroglyphen Kartuschen sieht man sehr gut die begradigten Schnur-Enden, welche durch Schlaufen an den Kartuschen befestigt wurden.

Sieht man sich detailliertere Darstellungen von Kartuschen an, zum Beispiel Reliefdarstellungen an ägyptischen Tempelwänden, dann fällt auf, dass es sich bei der Umrandung um eine ovale Schlaufe handelt. Die Schlaufe besteht aus einer gedrehten oder geflochtenen Seilschnur. Die Kartuschen stellte man normalerweise senkrecht auf. Senkrechte (aufrechte) Kartuschen liest man von oben nach unten.

Die Basis der Hieroglyphen Kartuschen besteht aus den begradigten Schnur-Enden, die durch eine noch dünnere Schnur zusammengebunden wurden. In stilisierten Abbildungen sieht man diese Feinheiten nicht. Da wirkt es eher so, als ob die Kartusche an einem Balken befestigt wurde.

Die Kartuschen können auch waagrecht (liegend) dargestellt werden. Dort, wo die Hieroglyphenschrift endet, befinden sich die begradigten Enden des Seils. So weiß man, ob man von rechts nach links oder von links nach rechts lesen soll. Ein weiterer Hinweis für die Leserichtung sind die Hieroglyphen von Menschen und Tieren, die immer zum Anfang der Kartusche blicken, also dort, wo man mit dem Lesen beginnt.

Symbol Kartusche
Waagrechte Hieroglyphen Kartusche. Ihr Ende befindet sich rechts. Denn man sieht noch die eingeritzte dünne Schnur, mit welcher die Kartusche am Seilende befestigt ist. Man liest den Namen also von links nach rechts.

Ägyptische Kartuschen und ihre Bedeutung

Eine wesentliche Bedeutung von Kartuschen springt gleich ins Auge: Sie umgeben den königlichen Namen und heben ihn dadurch hervor. Man sieht sofort, dass es sich mit höchster Wahrscheinlichkeit um einen weiblichen oder männlichen Herrscher (König = Pharao) handelt, von dem die Rede ist. Eher selten schrieb man den Namen der Ehefrau eines Herrschers in eine Kartusche.

Die Hieroglyphen Kartusche (Namensring) sollte im Alten Ägypten einen Schutz darstellen. Denn sie umschließt den Namen des männlichen oder weiblichen Pharaos und schirmt ihn dadurch von äußerlichen, schädlichen Einflüssen ab.

Für die ägyptischen Forscher waren die Kartuschen ein Segen, denn sie vereinfachten das Entziffern der Hieroglyphen als ihnen klar wurde, dass es sich mehrheitlich um Königsnamen handelte. Nur die Geburts- und Thronnamen des Königs schrieb man in einer Kartusche.

Symbolik der Kartusche im Alten Ägypten

Das Umwickeln der Seilenden, welche die Hieroglyphen Kartusche umschließen, hat die Bedeutung eines magischen Knotens. Wer im Alten Ägypten die magischen Knoten binden und lösen konnte, hatte schöpferische Kräfte.

Die schützende Funktion des Umschließens durch den Königsring (Kartusche, Namensring) sollte den Namen des Herrschers für immer sichtbar halten. Der Herrscher lebt im Jenseits weiter, wenn man seinen Namen nicht zerstört. Man würde ihn nicht vergessen und seine Seele würde nicht verloren gehen, was einem endgültigen Tod gleichkäme.

In der Blütezeit des Sonnenkults (Re) kam noch eine weitere Symbolik dazu. Sie passt sehr gut zur Bedeutung des Umkreisens. Denn so, wie die Sonne die Welt unendlich umkreist, soll auch die Herrschaft des Pharao sein.

Zerstörung der geschriebenen Namen

Wer die Hieroglyphen der geschriebenen Namen systematisch zerstörte, löschte die Erinnnerungen und Andenken an die Person aus, die den Namen trug. Nach dem Verständnis der Alten Ägypter wurde dadurch die Person selbst ausgelöscht und starb einen endgültigen Tod. Denn der Name war ihre Verbindung zur diesseitigen und jenseitigen Welt. Sicherlich musste man alle Andenken einer Person zerstören, um sie endgültig zu vernichten, doch auch eine partielle Zerstörung der Namen schwächte die betreffende Person. Es gab einige Versuche, vor allem unter den Pharaonen, andere Herrschernamen unkenntlich zu machen und durch den eigenen Namen zu ersetzen, zum Beispiel durch Ramses II. (Ramses der Große).

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Quellen

  • Helck, Wolfgang und Otto, Eberhard (1999), „Kleines Lexikon der Ägyptologie“, 4. Auflage, MZ-Verlagsdruckerei GmbH, Memmingen, Seite 125 (Hohepriester) und Seite 154 (Königsring).
  • Bonnet, Hans (2000), „Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte“, 3. unveränderte Auflage, Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG Hamburg, Seite 388 f. (Königsring).
  • Wikipedia (zuletzt aktualisiert: 2021, 1. Dezember) „Kartusche (Altes Ägypten)“ (Stand: 15.01.22).