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Harpokrates – Horus als Kindgott

Harpokrates ist Horus als Kindgott. Der Name leitet sich aus dem Griechischen her. Er hängt nicht nur mit dem Horuskind des Osiris-Mythos zusammen.

Harpokrates – Sonnenkinder

Horus als Kindgott "Harpokrates" auf dem Schoß von Isis
Horus auf dem Schoß von Isis.

Das Kind wird vom Erwachsenen unterschieden und etwas weiter gefasst. Denn zum Kind gehören alle jugendlichen Götter. Dabei handelt es sich um Sonnenkinder, die mit dem Beinamen des Horus verehrt werden (z. B. Harsiesis). Als Sonnenkinder zählen sie zu den Urgöttern, welche die Welt erschufen.

Gerne wurde auch Harpokrates angerufen. Im Gegensatz zu seinen Eltern stand er als Kind dem Volke näher. Zahlreiche Figuren und Statuen geben Zeugnis seiner sich ständig steigernden Beliebtheit. Oft ist es nicht möglich, die Sonnenkinder auseinanderzuhalten, da sie sich naturgemäß recht nahestehen.

Bildliche Darstellungen von Harpokrates

Harpokrates, der Horus als Kindgott, wird recht unterschiedlich dargestellt:

  • Manchmal sitzt Harpokrates auf einer Lotosblüte und wird als Sohn der Isis bezeichnet.
  • Manchmal krönt eine Sonnenscheibe sein Haupt.
  • In einigen Darstellungen ist Harpokrates auf der Sonnenbarke zu finden.
  • Normalerweise trägt Harpokrates den Königsschmuck, also die Landeskrone oder den Uräus.

Teilweise ist Harpokrates mit der Krone oder in Kombination mit einem Widders des Amun zu sehen und wurde Hor-Amun genannt. Auch der Widdergott Chnum wird in seine Nähe gerückt.

Charakteristisch für Harpokrates ist die Geste des Schweigens. Sein Zeigefinger berührt den eigenen Mund. Diese Geste galt im alten Ägypten als typisch für das Darstellen eines Kindes. Auch eine seitlich herabhängende Haarlocke kennzeichnet Horus als Kind.

Gott der Fruchtbarkeit und des Schutzes

Als Gott der Fruchtbarkeit ist er mit einem ungewöhnlich langen Phallus zu sehen. Darin wird auch eine Verbindung zu Amun angezeigt. 

Durch seine Nähe zu Osiris, seinem Vater in der Neunheit, entstand eine Nähe zur Natur. Harpokrates galt als Gott der Hülsenfrüchte. Man brachte ihm deshalb Linsen als Opfer dar. Auch andere Nahrungsmittel erhielten seinen Segen, z. B. Getreide. So umfasst seine Aufgabe die Spende von Nahrung, welche wichtig für das Überleben ist. Die Griechen gaben ihm deshalb das Füllhorn als Attribut. In einigen Darstellungen hält er einen Topf in der Hand.

Harpokrates wurde als Schutzgott gegen böse Tiere verehrt. Deshalb wurde Harpokrates u. a. reitend auf unterschiedlichen Tieren dargestellt. Manche Tiere zeigen durch ihre Symbolik ihre Verbindung zu bestimmten Gottheiten, z. B. der Widder oder die Gans.

Horus als Heranwachsender

Sehr früh ist klar, dass Harpokrates – Horus als Kind – Thronerbe seines Vaters Osiris ist. Doch noch ist er zu schwach, um sein Erbe antreten zu können. Das liegt an seinem jugendlichen Alter. Isis, seine Mutter, muss ihn beschützen, damit er überleben und sein Erbe antreten kann.

Neben den Gefahren, die von wilden Tieren ausgehen, ist Seth sein Widersacher. Dieser setzt alles daran, ihn zu übertrumpfen. Solange Horus jung ist, beschwert er sich oft und ruft nach Isis, seiner Mutter: „Komm zu mir, Isis, meine Mutter, komm zu mir, sieh mal, was der Seth mit mir gemacht hat1.

Doch er entwickelt sich von einem schweigenden und jammernden Jungen zu einem klugen, rhetorisch sicheren und durchsetzungsfähigen Regenten.2 Auch Götter können sich im Alten Ägypten entwickeln, ähnlich wie die Menschen in der Menschenwelt.

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Quellen und Einzelnachweise

  • 1 Universität Heidelberg, Archiv: Ein hitorischer „Sitz im Leben“ für die Erzählung von Horus und Seth des Papyrus Chester Beatty I, Seite 349 (Originalveröffentlichung in: M. Schade-Busch (Hrsg.), Wege öffnen, Festschrift für Rolf Gundlach zum 65. Geburtstag, Ägypten und Altes Testament 35, 1996, S. 347-363).
  • 2 vgl. ebd., Seite 350.
  • Bonnet, Hans (2000), „Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte“, 3. unveränderte Auflage, Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG Hamburg, Seite 273 bis 275 (Harpokrates).
  • Beitragsbild: Horus zweimal als Kind dargestellt, Pixabay.

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