Toeris (auch Taweret) ist eine Schutzgöttin und Göttin der Geburt. Sie ist eine Nilpferdgöttin der ägyptischen Mythologie.
Ursprünglich wurde sie vom Volk verehrt. Deshalb finden sich kaum Darstellungen in Tempeln oder Beschreibungen in Schriften. Man zählt Toeris zur Klasse der Dämonen. Daher tritt sie häufig mit Bes zusammen auf.
Formen ihrer Darstellung
Toeris wird oft in Gestalt eines aufrecht stehenden Nilpferdes abgebildet. Daher hat es einen mächtigen Bauch und herabhängende Brüste. Die Attribute, die sie trägt und die zu ihr gehören, wechseln zum Teil. Normalerweise trägt sie die Schleife „Sa“. Dabei handelt es sich um ein magisches Schutzsymbol. Aber auch andere Symbole, die magischen Schutz spenden, wurden Toeris in die Hand gegeben:
- eine brennende Fackel. Sie soll die bösen Mächte vertreiben,
- ein Messer, um Feinde niederzustechen,
- gefährliche Schlangen, die Toeris verschlingt.
Die Darstellungen von Toeris sind zum Teil sehr unterschiedlich. Das hängt damit zusammen, dass sie mit einigen anderen Göttinnen, nicht nur Nilpferdgöttinnen, verschmolz. Was jedoch allen Darstellungen gemeinsam ist: Toeris hat einen Nilpferdkörper, der auf Löwenbeinen steht. Die Vorderbeine gehen in menschlich gestaltete Arme über.
Auch ihr Kopf wird recht unterschiedlich dargestellt:
- menschlicher Kopf (bei den Nilpferdgöttinnen der Zusatztage),
- Kopf eines Nilpferdes (ist die Regel)
- Krokodil-ähnlicher Kopf,
- Löwen-ähnlicher Kopf.
Die Formen sind meist nicht genau ausgeprägt, sondern eher vage, sodass sie Raum für unterschiedliche Deutungen lassen.
Toeris – Schutzgöttin und Göttin der Geburt
Toeris ist also eine magische Schutzgöttin mit einem Schwerpunkt als Göttin der Geburt. Auch ihr gemeinsames Auftreten mit Bes unterstreicht diesen Wesenszug.
Ihr Schutz umfasst das alltägliche Leben, doch der Schwerpunkt liegt in der Zeit der Entbindung. Gerade in dieser Situation sind Mutter und Kind den bösen Mächten wehrlos ausgeliefert. So ist Toeris hauptsächlich Schutzgöttin der Schwangeren, der Geburt und des Wochenbetts. Als solche wird sie verehrt.
Man nennt Toeris auch „Vorsteherin des Ammenhauses“. Das bedeutet, dass sie für reichliche Nahrung sorgt. Man fand neben zahlreichen Amuletten und Figürchen auch solche, an deren Brüsten eine Art Kanal eingearbeitet wurde. Durch diesen sollte Milch in die Brüste der Göttin gelangen.
Selbst der Tote hofft auf die Hilfe Toeris. Auch bei ihm handelt es sich um eine Form der Geburt, wenn er zu den Göttern emporsteigen darf. Vor allem in Theben scheint sich Toeris als Schutzgöttin der Toten bewährt zu haben.
Toeris – ägyptische Nilpferdgöttin
Auffällig am ägyptischen Kult von Toeris, der Nilpferdgöttin, ist, dass sie nicht alleine, sondern oft in Mehrzahl auftritt. Manchmal ist von der Zahl 14 die Rede.
Es gibt aber auch einen Kreis von 12 Nilpferdgöttinnen, die den 12 Monaten des Jahres zugeordnet werden. Für die 5 Zusatztage existieren darüber hinaus 5 weitere Göttinnen. Bei ihnen handelt es sich um Formen der Geburtsgöttin Meschent. Ihr menschliches Haupt unterscheidet sie von den anderen Nilpferdgottheiten.
Wir haben es also mit einer Wesensklasse von Nilpferdgöttinnen zu tun, was auch ihre Zuordnung zur Klasse der Dämonen vermuten lässt. Es gibt die verschiedensten Sonderformen der Toeris, die vermutlich auch unterschiedliche Schwerpunkte vertraten. Aufgrund des spärlichen Materials kann nur wenig darüber gesagt werden.
Die Nilpferdgöttin wird mit recht unterschiedlichen Namen angesprochen. Toeris ist eine gebräuchliche Form. Er bedeutet „die Große“ und wird häufig verwendet. Man vermutet, dass Toeris eine Art Sammelname bzw. Oberbegriff für die Nilpferdgöttinnen ist. Der Name geht bis in das Mittlere Reich zurück.
Der Namen Reret lässt sich bis in das Neue Reich zurückverfolgen. Reret bedeutet: Sau. Es gibt Abbildungen, wo der Kopf der Nilpferdgöttin an den Kopf einer Sau erinnert. Doch sie sind sehr selten und Reret wird häufiger mit einem Nilpferdkopf abgebildet.
Mutter der Götter
Älter als die Bezeichnung von Toeris als „die Große„, ist die Bezeichnung Ipi, welche bereits im Alten Reich verwendet wurde. Ipi wurde gebeten, den König zu säugen. Später wurde der Name etwas abgeändert in Ipet. Man transkribiert ihn aber auch mit Apet, Epet oder Opet.
Ipet war eine Göttin von Luksor. Sie verkörperte ursprünglich einen Tempel, nämlich das Hochzeitshaus des Amun. Dadurch wurde sie zur Gefährtin bzw. Mutter des Amun und damit verbunden zur Herrscherin der beiden Länder (Oberägypten und Unterägypten). Sie stellt also das weibliche Gegenstück des Amun dar und wird damit zur Mutter der Götter. Wie alle mütterlichen Urgottheiten setzte man sie mit dem Sonnenauge gleich. Das wiederum hatte zu Folge, dass sie in die Nähe von Hathor gerät. Man fand Abbildungen, wo man sie mit einem Kuhgehörn darstellte, welches die Sonnenscheibe umfasst. Durch ihre Funktion als Schutzgöttin der Toten rückte sie Hathor noch näher.
Ihre Verbindungen gingen noch weiter. Sie verschmolz mit Hathor und bekam dadurch eine Verbindung zu Heliopolis. Man nannte sie „heliopolische Kinderfrau“. Diese Kinderfrau wurde mit der Urmutter Nut gleichgesetzt. Hier fließen die Züge von Ipet, Hathor und Nut zusammen, denn die Nilpferdgöttin erweckt im Gewand der Nut den toten Osiris zu neuem Leben. Gerade Nut wurde auch gerne in Form einer Sau dargestellt, welche ihre Jungen säugt. Ihre gemeinsame Symbolik stärkt und stützt sich gegenseitig.
Göttin des Nils
Toeris Auftreten am Ort Silsile führt uns zu einem weiteren Charakter der Nilpferdgöttin. Es ist die Rede von „Toeris, die in dem reinen Wasser wohnt“. Daher erhält sie den Beinamen „die in Nun ist“.
Damit wird sie zu einer Göttin, die den Nil über die Ufer treten lässt. Als Göttin des Nils bzw. des Urwassers Nun kommt sie in die Nähe der kosmischen Kräfte. In dieser Form wird Toeris mit menschlichem Kopf abgebildet und in ein Gewand gekleidet, das den mächtigen Nilpferdkörper erahnen lässt.
Manchmal wird Toeris „weiblicher Suchos“ genannt. Das überrascht nicht besonders, wird auch der Krokodilgott für die Überschwemmung des Nils und der damit erwarteten guten Ernte verantwortlich gemacht. Darüber hinaus tragen manche Darstellungen von Toeris krokodilartige Züge.
Toeris soll die Nebenfrau von Seth gewesen sein. Nach seinen Kämpfen gegen Horus, ist sie jedoch zu Horus übergelaufen. Vermutlich wollte man dadurch die Verehrung des Nilpferdes rechtfertigen. Denn das Nilpferd wurde der zerstörerischen und als böse empfundenen Kraft Seth zugeordnet.
Quellen
- Nilpferdmutter mit Nachwuchs, Pixabay.
- Gruppe von Nilpferden, Pixabay.
- Nilpferd mit geöffnetem Maul, Pixabay.
- Nilpferd im Wasser, Pixabay.
Bonnet, Hans (2000), „Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte“, 3. unveränderte Auflage, Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG Hamburg, Seite 530 bis 535 (Nilpferdgöttin).