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Bes – ägyptischer Schutzgott

Bes ist ein ägyptischer Schutzgott mit Kobold-ähnlichen Merkmalen. Bes wird heute als eine Sammelbezeichnung für ägyptische zwerghafte Götter oder Zwerg-Greisen verwendet. An anderen Stellen ist von Dämonen die Rede, die durch ihren zwerghaften Wuchs und fratzenhaften Gesicht auffallen.

Darstellung des Bes

Ägyptischer Schutzgott Bes

Es gibt umfangreiche bildliche Überlieferungen des Bes. Texte erzählen nur beiläufig von Bes-Göttern. So ist man vorwiegend auf ihre bildlichen Darstellungen angewiesen, um ihr Wesen näher zu bestimmen.

Es handelt sich um Wesen, Dämonen, deren Beine verkrüppelt sind. Das Gesicht ist breit, mit zerklüfteten Zügen, was den fratzen- oder greisenartigen Eindruck hervorruft. Ihr Leib wirkt plump. Sie wirken teils grotesk, ins Lächerliche hinein verzogen. Viele Figuren haben einen Schwanz. Ihr Körper ist oft mit einem Fell überzogen, mindestens aber sehr dicht behaart.

Bes wird oft mit den Ländern des Südens in Verbindung gebracht. Nubien ist vermutlich seine Heimat. In manchen Abbildungen sind fremdartige Züge des Bes erkennbar, z. B. eine Darstellung mit Flügeln.

Drei Gruppen von Bes-Dämonen

  • Bes-Figuren, die das Messer schwingen. Sie stellen Kämpfer dar. Vermutlich hat man sie als Gefolgsmänner des Königs gesehen, die ihn unterstützen.
  • Bes-Figuren, die mit Musikinstrumenten abgebildet sind. Manche spielen ein Saiteninstrument, manche eine Pauke oder Trompete (in späterer Zeit).
  • Bes-Figuren, die ein Schlangenpaar in ihren Händen halten und diese würgen. Man nennt diesen Dämon Aha.

Der dritte Typ des Bes vermischt sich schließlich mit den anderen beiden Formen. Man sieht den Schlangenwürger, der tanzt, oder die Schlangen zerbeißt, währenddessen er die Messer schwingt.

Bes – schützende Funktion

Ägyptischer Schutzgott Bes

Bes-Götter haben eine schützende Funktion. Durch ihre Hässlichkeit und Absonderlichkeit wirken sie abschreckend. Ihre Attribute, z. B. Messer und Schlangen zeigen, wie gegen böse Mächte vorgegangen wird. Auch die Musik soll böse Geister vertreiben. 

Böse Mächte sind typhonischer oder apophischer Art (siehe: Apophis), z. B. die Gazelle oder das Schwein. In manchen Abbildungen werden sie mit Bes zusammen dargestellt, der sie niedertritt.

Den Schutz gegen das Böse garantieren Zaubersprüche. So wurde das Bild des Bes auf verschiedenen Möbeln gefunden, z. B. auf Betten, Spiegeln, Toilettengeräten. Bes kann den „bösen Blick“ lähmen. Dazu gab es eigens eine Schminke, die man sich auf sein Gesicht auftrug.

Bes Funktionen als ägyptischer Schutzgott umfassten noch mehrere Teilgebiete. Er vertrieb nicht nur die bösen Geister, sondern holte auch die guten. Musik und Tanz riefen Freude und Fröhlichkeit hervor. Damit ist Bes ein Gott, der seinen Spaß am ausgelassenen Spiel und Fest hat. Aus diesem Grund sieht man Bes des Öfteren mit Affen dargestellt. Mit dem Spiel und Tanz wird auch das Trinken verknüpft. Tatsächlich fand man Weinkrüge und Trinkhörner, die mit Bes verziert waren.

Vor allem bei der Geburt sollte Bes seine schützende Wirkung entfalten. Gerade zu diesem Zeitpunkt wurden feindliche Kräfte befürchtet. Bei der Geburt des Königs und Sonnengottes wird Bes gerne mit anderen schützenden Göttern hinzugezogen. Bes bleibt beim Kind und bewacht es. Er trägt es auf seiner Schulter. Man fand Abbildungen, wo er das Kind sogar säugte.

Neben seiner Funktion als ägyptischer Schutzgott vergrößerte sich Bes Wirkungsbereich weiter. Man vermutet aufgrund eines Fundes, dass Bes auch für das Geschlechtsleben zuständig wurde.

Verschmelzung mit Horus

In der Spätzeit verschmolz man Bes mit Horus zu Horus-Bes. Mit ihm hatte er gemein, dass auch er eine schützende Funktion innehatte. Als Horuskind (-> Harpokrates) schützte er vor wilden Tieren.

Ein Beispiel sind die Horusstelen. Normalerweise wurde Bes schwebend über dem Haupt des Horus abgebildet. Ihre Verschmelzung war nicht von einer Art, in der einer im andern verschwand bzw. aufging. Beide behielten ihren Wesensinhalt und wirkten gemeinsam, indem sie sich ergänzten.

Eine wiederkehrende Textstelle auf den Stelen verdeutlicht dies. „O du Greis, der sich zu seiner Zeit verjüngt, Alter, der wieder zum Jüngling wird.“1 Bes, über dem Haupt des Horus, wird damit als Sonnengott angesprochen. Der Sonnengott wird durch Horus wieder jung. Das passt zur täglichen Wiedergeburt der Sonne, die im Osten aufgeht. Manchmal wird Bes auf der Brust des jungen Horus abgebildet, was das Gleiche ausdrücken soll.

Bes wurde also als eine Form des Sonnengottes verstanden. Wenn ihn Löwen begleiten, so tun sie dies als Helfer des Sonnengottes, nicht als die Opfer des Bes. Auch die Schlangen sind dem Sonnengott heilig.

Trotz aller Verschmelzungen und Verbindungen zu den großen Göttern bleibt Bes ein kleiner und untergeordneter Dämon. Er blieb eng dem Volksglauben verhaftet. Es wurde oft versucht, ihn in das Pantheon der Götter einzufügen. In manchen Abbildungen auf Särgen stützt er die Himmelsgöttin Nut. Damit rückte man ihn an die Stelle von Schu.

Bes – ägyptischer Dämon

Ägypten-Götter - Bes-Dämon

Es gibt Schriften, die Bes als Unhold beschreiben, ähnlich eines Kobolds oder eines Geistes, der in alten Klöstern und Tempeln spukt. Er schädigt oder erschreckt die Menschen, die vorbeikommen. Kultorte scheint Bes nicht besessen zu haben. Man vermutet eher Angliederung von Bes-Kammern an Tempeln, die ihm eine Funktion zuwiesen. Er genoss aber keine explizite Verehrung. Man fand Schriften, wo über Bes-Orakel geschrieben wurde. Sie wurden wohl gerne zurate gezogen.

Im Reich der Toten ist Bes ebenfalls zu finden. Er wird teils als Torwächter eingesetzt, teils als Kämpfer in On (Heliopolis). Wer sich vor dem Totengericht nicht rechtfertigen konnte, wem also aufgrund seiner Taten das weitere Leben verwehrt wurde, dem schnitt Bes das Herz heraus.

Als „Henker“ und Schlächter bleibt Bes dennoch seinem Wesen treu, auch wenn er später vorwiegend als Schutzgott dargestellt wurde. Denn das Wesen eines Dämons ist ambivalent. Er kann seine Kräfte sowohl zum Nutzen als auch zum Schaden der Menschen einsetzen.

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Quellen und Einzelnachweise

* Illustration von Harald Schmidt. Bes (nach Spence, Lewis, 1915).

1 Bonnet, Hans (2000), „Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte“, 3. unveränderte Auflage, Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG Hamburg, Seite 106.

Bonnet, Hans (2000), „Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte“, 3. unveränderte Auflage, Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG Hamburg, Seite 101 bis 108 (Bes).

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