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Der Dämon im Alten Ägypten

Der Dämon im Alten Ägypten ist ein Wesen, das zwischen den Göttern und den Menschen steht. Dämonen sind mit einer besonderen Macht ausgestattet, die anderen nützt oder schadet.

Dämon – Wesensklasse der Achu

Gutartiger Dämon Bes
Bes sind gutartige Dämonen im Diesseits mit schützenden Funktionen.

Der alte Ägypter fasst Dämonen unter den Allgemeinbegriff der Götter. Streng genommen gehören Dämonen jedoch zur Wesensklasse der Achu. Das sind höher organisierte Arten von Wesen, von welchen es vier gibt: Menschen, Götter, Achu und die Toten. Achu ist die Mehrzahl von Ach.

Achu sind Wesen, die über das Irdische hinausgehend existieren. Es handelt sich um überirdische Mächte von niedrigerem Rang, d. h. um Dämonen und unsaubere Geister. Doch auch die verklärten Toten fallen darunter, d. h. jene, die gereinigt und gesegnet wurden.

Sehr einheitlich bei der Klassifizierung gingen jedoch die Alten Ägypter nicht vor. Sie bezeichnen Dämonen manchmal als Achu, manchmal als Götter.

Gestalt und Namen der Dämonen

Löwengestaltiger Dämon
Relief: Dämon in Löwengestalt.

Die Anzahl von Dämonen scheint unbegrenzt zu sein. Sie haben die unterschiedlichsten Gestalten. Viele Dämonen stellt man als bösartige Tiere dar, z. B. als Schlangen, Krokodile oder Löwen. Auch Mischformen sind möglich. Dämonen sind meist grotesk und gruselig, unheimlich und unfreundlich.

Doch oft erscheinen sie auch in Menschengestalt, nicht sonderlich erschreckend. Sie sind eher spärlich bewaffnet, mit einem spitzen Messer oder mehreren Schlangen. Manchmal spucken sie Feuerfunken und werden mit Zepter, Stab oder Lebensschleife dargestellt.

Meistens wurden ihre Namen von Handlungen oder Eigenschaften abgeleitet. Einige Beispiele:

  • Rotäugiger,
  • Blindgesicht
  • Weißzahniger,
  • Weitschreitender,
  • Scheitelfasser,
  • Knochenbrecher.

Dämon – Wächter im Totenreich

Der Dämon wurde im Alten Ägypten nicht systematisiert, etwa nach Eigenschaften. Sehr viel besser Bescheid weiß man allerdings über die Dämonen im Jenseits, obwohl die Unterscheidung „Diesseits/Jenseits“ nicht zu streng vorgenommen werden darf. Sie ist willkürlich, denn ein Dämon im Jenseits kann durchaus sein Unwesen auch im Diesseits treiben.

Die Verschlingerin im Totengericht.
Die dämonische Verschlingerin im Totengericht (Göttin Ammit, rechts im Bild) frisst die Herzen, die schwerer wiegen als die Feder der Maat. Anubis hingegen, der Schakalgott (links im Bild), prüft das Lot der Waage.

Im Reich der Toten wimmelt es nur so von Dämonen. Im Totengericht frisst die Verschlingerin, ein dämonisches Wesen, alle Herzen der Verstorbenen, die schwerer wiegen als die Feder der Maat. Die Unterwelt (Dat oder Duat) ist von Dämonen bevölkert. Viele von ihnen haben die Aufgabe von Wächtern. Sie haben ihren Platz an den Toren und Straßen der Unterwelt, um Unbefugte zu vertreiben und zu vernichten. Sie halten die Unterwelt sauber von allen „Beschmutzern“. Damit sind jene Tote gemeint, welchen die Voraussetzungen für den Eingang in das Jenseits fehlen. Von ihrem Blut, dem Blut von Übeltätern, nähren sich die Dämonen. Es handelt sich also um Dämonen, die nicht per se bösartig sind.

Dennoch muss sich der Tote ihnen gegenüber behaupten können, ansonsten ist seine Existenz bedroht. Er muss also über magische Waffen und Rechtfertigungssprüche verfügen, um passieren zu können.

Es gibt allerdings auch eine Vielzahl an Dämonen im Totenreich, die auf eine wahllose Vernichtung aus sind. Sie bedrohen nicht nur die Toten, sondern auch die Götter.

Hilfreiche Dämonen im Alten Ägypten

Kanopengott Amset mit menschlichem Kopf. Seine Kanope (Krug) beinhaltete die Leber des Verstorbenen.

Bei den vier Söhnen des (alten) Horus handelt es sich um die Schutz- und Kanopengötter: Hapi, Kebehsenuf, Amset und Duatmutef. Sie gehören zu den guten Dämonen, die dem Toten helfen. Sie schützen ihn zum Beispiel vor Hunger und Durst.

Dämonen im Diesseits

Sehr viel weniger wissen wir über die Dämonen im Diesseits. Sie bevölkern unsichtbar die Luft. Deshalb reinigt man die Luft durch das Schlagen mit Zweigen. Dämonen sind lichtscheu und halten sich daher gerne im Dunkeln auf. Deshalb kann man sie gut mit Fackeln vertreiben. Doch auch die aufgehende Sonne vertreibt die Dämonen der Nacht. Die dunklen Mächte werden nicht einzeln benannt. Sie sind das Gefolge von Seth bzw. werden selbst zu einem Teil von ihm.

Der schädliche Dämon im Alten Ägypten kann Krankheiten verursachen, indem er im Finstern mit der Luft in den Körper eindringt und ihn in Besitz nimmt. Man wird ihn dann nur durch Beschwörungen oder einen stärkeren Gott wieder los.

Dämonen können aber auch Botschafter von Göttern sein. Diese Art von Dämonen fürchten die Alten Ägypter. Denn sie strafen den Menschen für seine Sünde und bringen den Tod.

Doch es gibt wiederum gute Dämonen, die von zwergenhafter, männlicher Gestalt sind, zum Beispiel Bes, oder von nilpferdgestaltiger weiblicher Art, zum Beispiel Toeris.

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Quellen

  • Bonnet, Hans (2000), „Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte“, 3. unveränderte Auflage, Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG Hamburg, Seite 146 bis 148 (Dämon).
  • Wikipedia (zuletzt aktualisiert: 2021, 28. November), „Dämon“ (Stand: 28.12.21).