Fast jeder dürfte ihn kennen, den Skarabäus – ein Glückskäfer und Glücksbringer. Er wurde mit dem Schöpfungsgott Chepre oder Chepri identifiziert und war ein mächtiges Symbol im Alten Ägypten. Doch auch heute ist der Skarabäus sehr beliebt und wird immer noch hergestellt. Dabei handelt es sich entweder um Nachbildungen nach ägyptischem Vorbild oder um modernen Schmuck, z. B. einem Skarabäus-Anhänger oder Skarabäus-Ring. Dieser Glückskäfer symbolisiert u. a. das Leben.
Der Heilige Pillendreher
Seine altägyptische Bezeichnung lautet cheperer. Dieser Mistkäfer rollt eine Dungkugel vor sich her und erhielt daher den Namen: Heiliger Pillendreher (Scarabaeus sacer). Er ernährt sich von Kot pflanzenfressender Säugetiere und formt für die Fortpflanzung eine große Kugel, die sein Körpergewicht um ein Vielfaches übersteigt. Diese Kugel rollt er zu einem sicheren Platz und gräbt sie ein. Dann legt das Weibchen ihre Eier in die Kugel, woraus später die Larven schlüpfen, die sich von dem Dung der Kugel ernähren.
Tier des Gottes Chepre
Das Verhalten der Käfer assoziierte man im Alten Ägypten mit dem Sonnenlauf. Die Dungkugel wurde zur Sonne, die der männliche Käfer formt, rollt und eingräbt. Denn auch die Sonne wandert über den Himmel und verschwindet schließlich nach Sonnenuntergang, genauso wie die Dungkugel des Käfers. So wurde der Mistkäfer zu einem göttlichen Käfer mit einem starken solaren (sonnigen) Bezug. Denn er symbolisiert den Sonnengott Re, der mit seiner Sonnenbarke am Tag über den Himmel und in der Nacht durch die Unterwelt fährt. Chepre wird zur Erscheinung der Morgensonne, nachdem sie ihre Fahrt durch die gefährliche Unterwelt schadlos überstanden hatte.
Doch das ist nur ein Aspekt von Chepre. Ein weiterer Aspekt ist seine Funktion als Schöpfungsgott. Denn in den Augen der Alten Ägypter entstand aus ihm alleine heraus neues Leben, da sie das Weibchen nicht beobachteten. Das konnten nur die Ur- und Schöpfungsgötter: etwas aus dem Nichts oder aus sich selbst heraus zu schaffen. Dadurch wurde der Skarabäus zu einem Symbol für Wiedergeburt, für Befruchtung und für das Werden. Chepre wird gerne mit menschlichem Körper abgebildet; anstelle eines menschlichen Kopfes befindet sich dort jedoch ein Skarabäus. Chepre wird auch vollständig als Käfer abgebildet.
Hieroglyphe des Skarabäus
In der Schrift der Hieroglyphen wird der Skarabäus lebensnah abgebildet. Man spricht in solchen Fällen von einem Ideogramm (Bildzeichen). Es steht für das ägyptische Wort cheper, dessen Bedeutung „werden“ und „entstehen“ sind.
Skarabäus als Amulett und Siegel
Auch heute sind in vielen modernen Haushalten Nachbildungen der kleinen Skarabäen (1 – 1 1/2 cm) zu finden. Ihre kleinste Ausführung gibt es in der Farbe Türkis. Gerne werden sie auch aus Speckstein, Jaspis, Lapislazuli, Fayence, Amethyst, Gold, Silber etc. gefertigt. Auf ihrer Unterseite wurden Hieroglyphen, Verzierungen oder andere Symbole eingeritzt. Diese Inschriften auf der Unterseite sind so unterschiedlich, dass sich keine weiteren Aussagen über konkrete Bedeutungen des „Schmuckkäfers“ schlussfolgern lassen.
Oft sind die kleinen Schmuckkäfer in der Länge durchbohrt, sodass man sie an einen Faden befestigen und am Körper tragen konnte. Damit wurden sie zu Amuletten, die immer eine – meist allgemeine – Schutzfunktion hatten.
Doch sie waren auch Glücksbringer und symbolisierten in dieser Funktion das Leben selbst und die Auferstehung.
Diese kleinen Skarabäen hatten aber auch die Funktion von Siegeln, zum Beispiel von Weinsiegeln oder häuslichen Siegeln. Ob sie Amulette oder Siegel waren, konnte man anhand der Inschriften auf ihrer Unterseite feststellen. Es gab sie auch als Beamtensiegel, dann wurde auf der Unterseite der Name des Beamten oder der Namen des Herrschers eingeritzt. Doch diese Beamtensiegel verschwanden, als das Neue Reich begann.
Skarabäen als Grabbeigabe
Etwas größere Skarabäen (5 – 6 cm) fand man auch in Gräbern bei den Mumien. Manchmal lagen sie auf der Mumie oder waren in ihren Binden eingewickelt. Ihre Aufgabe bestand darin, dem Toten bei seiner Wiederauferstehung zu unterstützen. Eine Besonderheit stellten Herzskarabäen dar. Sie lagen in der Nähe des Herzens der Mumie. Der Alte Ägypter hoffte sich dadurch, dass sein Herz im Totengericht nicht gegen ihn aussagt.
Skarabäus als Gedenkstein
Gedenksteine in Form von Skarabäen wurden angefertigt, um von den Heldentaten und politischen Erfolgen des Herrschers Amenophis III. zu erzählen. Sie hatten also zum einen eine propagandistische Funktion, zum anderen eine Erinnerungsfunktion. Zum Beispiel soll Amenophis III. innerhalb von 10 Jahren 102 Löwen erlegt haben. Er gefiel sich in der Rolle eines starken und tapferen Königs.
Quellen
- Martina Grünhagen M.A., Universität Leipzig, Skarabäen im ägyptischen Museum Leipzig (aufgerufen am 13.03.2023).
- Wikipedia (aktualisiert am 20.12.22), Skarabäen.
- Wikipedia (aktualisiert am 04.11.21), Heiliger Pillendreher
- Beitragsbild: viele kleine Skarabäen aus Holz, Adobe Stock.
- Heilige Pillendreher, Wikimedia.
- Mistkäfer auf seiner Dungkugel, Pixabay.
- Hieroglyphe des Heiligen Pillendreher, Pixabay.
- Türkisfarbener Skarabäus, Ober- und Unterseite, Wikimedia.
- Skarabäus Schmuck – Skarabäus Ring, Pixabay.
- Geflügelter Käfer, Adobe Stock.
- Skarabäusstatue, Pixabay.