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Ägyptische Stele

Die ägyptische Stele ist nicht nur Symbol, sondern auch Grabmal, ein Grenzstein, ein Stein der Inschriften oder eine Säule. Der Begriff der Stele kommt aus dem Griechischen. Dort ist die Stele (altgriechisch στήλη stélē „Säule“, „Grabstein“) ein hoher, frei stehender, monolithischer Pfeiler.

Formen der Stele

Auch die Grabsteine auf dem Friedhof haben unterschiedliche Formen.
Auch alte Grabsteine wurden sehr unterschiedlich gestaltet. Auf einem Friedhof gleicht kaum einer einem anderen.

Stelen können die unterschiedlichsten Formen und Materialien haben. Wer auf einen Friedhof geht, wird einen Eindruck davon bekommen, wie unterschiedlich Grabmäler aussehen können, sowohl von der Größe her, als auch von der Form und dem Material. Grabmäler und Stelen können z. B. aus Naturstein oder Marmor sein. Es gibt aber auch Stelen aus Holz.

Ein Obelisk mit einem Pyramidion als Spitze
Die pyramidenförmige Spitze des Obelisken nennt man Pyramidion.

Sie können viereckig, fast quadratisch oder eher rechteckig sein. Sie können nach oben hin eine leichte Rundung oder eher strenger definierte Kanten haben. Manche weisen sehr unregelmäßige Seiten auf, wie frisch aus dem Stein herausgehauen. Die Form und das Material der Grabmäler und Stelen sind immer auch Zeitzeugen.

Ebenso gilt der Obelisk als eine Form der Stele, wenn die Säule oben mit einer Pyramide abgeschlossen wird.

Typen von Stelen

Vom frühen Alten Reich bis in die Ptolemäerzeit lassen sich in einem Zeitraum von über 3000 Jahre unglaublich viele Formen und einige Typen von Stelen unterscheiden.

Man unterscheidet Votiv-, Gedenk- und Grenzstelen:

  • Gedenkstelen sind oft politisch motiviert und erzählen uns etwas über ein wichtiges und großes Ereignis, z. B. einer Schlacht. Solche Stelen sind historisch gesehen sehr wichtig und vom unschätzbaren Wert.
  • Grenzstelen hingegen markieren Räume. Sie stehen auf Feldern und begrenzen das Land zum Nachbarn. Sie zeigen aber auch die Grenzen des Landes Ägypten auf.
  • Votivstelen bilden meist ihren Spender ab, der oft zu einer Gottheit betet. Sie haben vorwiegend religiösen Inhalt und stehen in Tempeln.
Meilenstein bzw. Grenzstein.
Ein alter Meilenstein bzw. Grenzstein mit dem Symbol der Krone.

Ägyptische Stelen sind Botschaften

Stelen übermitteln Botschaften: königliche, politische, private oder religiöse (letztere dargestellt als Grabstele).

Die meisten Stelen wurden an bzw. in Gräbern oder in Tempeln aufgestellt. Zum Beispiel fand man die ägyptische Stele der Offenbarung im Totentempel der Königin Hatschepsut 1858. Sie stellt eine Szene aus dem Totengericht dar, wo der Verstorbene seinem Gott gegenübersteht. Er rechtfertigt sein Leben vor Re-Harachte, eine Form des Horus, um weiterleben zu dürfen.

Stele Anch-af-na-khonsu
Ägyptische Stele der Offenbarung bzw. Stele des Anchefenchons, eines ägyptischen Priesters, der in der 25. Dynastie lebte. Sie ist Grabstele und eine magische Tür. Es wird eine Szene aus dem Totengericht gezeigt. Der falkenköpfige Re-Harachte, eine Form von Horus, sitzt auf dem Thron und fungiert als Richter, welcher sich das negative Bekenntnis des Priesters Anchefenchons anhört. Oben in der Mitte ist Behedeti zu sehen, die geflügelte Sonne mit Falkenflügeln. Über ihm wölbt sich Nut, die Himmelsgöttin, über die gesamte bildliche Szene.

Ägyptische Horusstelen

Auf den Horusstelen wird der junge Horus als Bezwinger von gefährlichen Tieren dargestellt. Er steht auf einem Krokodil, seine Hände halten Skorpione und Schlangen, manchmal auch einen Löwen und eine Gazelle. Auf seinem Haupt trägt er eine Maske des Schutzgottes Bes. Je nach Stele werden auch andere Symbole und Figuren des Schutzes dargestellt. Wenn auf einer Stele der junge Horus mit Tieren abgebildet wird, handelt es sich bei der Stele immer um ein Symbol des Schutzes.

Die Horusstelen sollen vor den gefährlichen Tieren, die auf ihnen dargestellt sind, schützen. Auch bei der Heilung sollen sie unterstützen. Gerne übergoss man die Horusstelen mit Wasser, um magisches Wasser für die Heilung zu erhalten. Denn das Wasser berührt die Bilder und Zauberformeln auf der Stele und nimmt deren Kraft in sich auf. Eine sehr bekannte Horusstele ist die Metternichstele aus Stein, die verhältnismäßig groß ist, nämlich 82 cm hoch, 25,5 cm breit und 7,5 cm dick. Sie ist sehr schön gearbeitet und in einem extrem guten Zustand, deshalb wurde sie so bekannt.

Manche Horusstelen, die öffentlich ausgestellt wurden, zum Beispiel in Tempeln, wurden gestiftet. Der Spender bzw. Stifter ließ sich auf der Stele namentlich verewigen. So tritt er öffentlich als jemand auf, der etwas Gutes getan hat. Manche, sehr kleine Horusstelen wurden als Amulette um den Hals getragen.

Gestiftete Stele
Eine gespendete Stele aus dem Alten Ägypten, Tempelanlage in Karnak.

Ägyptische Stele als magische Tür

Die ägyptische Stele, die in Gräbern steht, ist (oft) das Symbol einer magischen Tür. Der Tote kann aus dem Jenseits (Duat) durch diese magische Tür hindurchgehen, um die Welt der Lebenden zu besuchen. Sie ist die Verbindung zum ihm und gleichzeitig seine Verbindung zur diesseitigen Welt. Er kann sie durchschreiten, um sich von den mitgebrachten Gaben der Angehörigen zu nähren. Diese Verbindung zu den Lebenden ist für den Alten Ägypter sehr wichtig. Denn einen verstorbenen Menschen zu vergessen, gleicht seinem endgültigen Tod.

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Quellen

  • Wikipedia (zuletzt aktualisiert: 2021, 29. August) „Stele“ (Stand: 10.12.21).
  • Safari Afrika „Ägyptische Stelen“ (Stand: 10.12.21).
  • Die Metternichstele (pdf.), M.A. Arbeit von Michael E. Habicht. Lic. Phil. WS 20006/07